Röbü goes electric

Die Elektromobilität ist in aller Munde. Durch den Klimawandel und die Dieselkrise ist der herkömmliche Verbrennungsmotor stark unter Druck geraten. Nahezu alle Automobilhersteller haben daher in den vergangenen Jahren die Entwicklung elektrischer Antriebe für den Massenmarkt forciert. 

Hybridkonzepte, die eine Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor beinhalten, sind mit Toyota als Vorreiter schon seit etlichen Jahren auf dem Markt. Die Hybride haben sicher ihre Daseinsberechtigung, aber zur Erreichung der ambitionierten CO2-Ziele können diese lediglich unterstützend beitragen. Bis auf wenige sehr hochpreisige Nischenmodelle ist die Brennstoffzelle als Fahrzeugantrieb bisher nicht über den Forschungsstatus hinausgekommen. Als Lösung für die Zukunft kristallisieren sich derzeit batterieelektrische Fahrzeugkonzepte (Battery Electric Vehicle: BEV) heraus. Mit entsprechend neuen Modellen läuten die Automobilhersteller das Zeitalter der Elektromobilität ein.

Für mich führte bisher kein Weg am Verbrennungsmotor als Fahrzeugantrieb vorbei. Mein gesamtes bisheriges Berufsleben habe ich mit der Entwicklung von Dieselmotoren verbracht. Zudem sind moderne Verbrenner nicht erst seit dem Dieselgate sauber und effizient. Auch die geringe Reichweite und die lange Ladedauer waren für mich bis vor Kurzem ein “no go” für ein BEV. Wie bzw. in welchem Zeitraum sollte ich mit solch einem Fahrzeug in die Alpen oder nach Skandinavien kommen?

Mit der Weiterentwicklung der Akkus und der Ladeinfrastruktur haben sich Reichweite und Ladedauer von Elektrofahrzeugen mittlerweile allerdings deutlich verbessert. Und als mir mein Arbeitgeber letztens das Angebot gemacht hat, Botschafter für Elektromobilität zu werden, habe ich zugesagt. In den nächsten Tagen bekomme ich ein vollelektrisches SUV, den ID4 von Volkswagen.

Hat sich meine Meinung zum Verbrennungsmotor und meine Skepsis gegenüber dem elektrischen Fahren nun um 180° gedreht? Nein, keineswegs! Für mich gibt es noch immer viele offene Fragen und Herausforderungen:

Konzeptbedingt

  • Abbau und Verarbeitung Seltener Erden hinsichtlich Umweltbelastung und geopolitischem Konfliktpotenzial
  • Entsorgung/Recycling der Akkus
  • Umsetzung der Energiewende

Anwendungsbedingt

  • Wie gut funktioniert das Laden insbesondere bei Langstreckenfahrten?
  • Ist die anvisierte Ladestation auch in Betrieb und frei?
  • Wie schnell erwärmt sich der Innenraum in der kalten Jahreszeit?
  • Welche Reichweite erreicht man tatsächlich im Alltagsbetrieb, insbesondere bei kalten Temperaturen?

Das Zeitalter der Elektromobilität ist noch sehr jung. Dass die Technologien noch längst nicht final entwickelt sind, sondern eher noch in den Kinderschuhen stecken, versteht sich eigentlich von selbst. Wie müssen die Fahrer der Pferdekutschen vor 130 Jahren dreingeschaut haben, als die ersten Automobile stinkend und mit einem Höllenlärm über die Straßen geknattert sind? Die Entwicklung hat gerade erst Fahrt aufgenommen. Auch wenn es etliche Herausforderungen gibt, die Zukunft des Automobils ist elektrisch.

Demnächst werde ich reichlich Gelegenheiten bekommen Antworten zu finden und Erfahrungen zu sammeln. Im alltäglichen Gebrauch, bei dem ich in der Regel Strecken unter 100 km pro Tag fahre, wird sich der Stromer sehr gut schlagen, da bin ich mir sicher. Richtig spannend wird es, wenn man hoffentlich bald wieder reisen darf. Urlaubsfahrten über mehrere hundert Kilometer, vielleicht noch mit Termindruck, weil eine Fähre o.ä. erreicht werden muss, könnten mit einem Elektroauto (noch) zu einem kleinen Abenteuer werden. Da aber der Begriff Abenteuer bei mir positiv belegt ist, freue ich mich darauf und bin gespannt auf die Erfahrungen, die ich als Botschafter für Elektromobilität machen darf.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert