Mit dem Camper in die Provence

Strahlender Sonnenschein, blühende Lavendelfelder, türkisleuchtende Stauseen, pitoreske Bergdörfer und ein Fluss, der sich wie ein jadefarbenes Band am Grund eines gewaltigen Canyons durch die Landschaft zieht. Das liest sich wie in einem Werbeprospekt einer Urlaubsregion, doch genauso hat sich uns die Haute-Provence im Süden Frankreichs präsentiert.

12 Tage waren wir von Mitte bis Ende Juli unterwegs. Eigentlich sind wir ja “Ferienhausspezialisten”, doch bei dieser Reise testeten wir, ob wir auch mit Camping zurecht kommen. Also fuhren wir mit einem Camper, einem VW California, Richtung Süden. Unser Ziel lag in der französischen Provence – ein Campingplatz in der Verdonschlucht. Die Verdonschlucht (franz.: Gorges du Verdon) gehört mit einer Länge von 21 Kilometern und einer Tiefe von bis zu 700 Metern neben der Tara-Schlucht in Montenegro zu den größten Canyons in Europa. Von diesen geografischen Verhältnissen versprachen wir uns einen spannenden Aufenthalt und viele Aktivitäten an frischer Luft.

Die Reiseroute

Zunächst ging es für uns über die Autobahnen A39, A7 und A5 durch Deutschland. Vorbei an Frankfurt am Main, Karlsruhe und Freiburg im Breisgau. Die umliegende Landschaft – links von uns der Schwarzwald, rechts die Vogesen – gab uns schonmal einen kleinen Vorgeschmack auf die bergige Region, die uns am Ziel erwartete. Nach vielen kurzen und einer längeren Pause überquerten wir am frühen Abend die Grenze bei Mühlhausen. In der kleinen französischen Gemeinde Kembs bezogen wir auf einem Campingplatz direkt am Rheinseitenkanal unser Zwischenquartier.

Am nächsten Morgen folgte nach dem Frühstück im Freien die Fahrt durch Frankreich. Das Tempolimit von 130 km/h macht das Fahren in Frankreich sehr angenehm. Kaum jemand fährt schneller, so dass man auf der Autobahn recht zügig und stressfrei voran kommt. An Lyon vorbei führte unsere Route dann Richtung Südosten nach Grenoble. Ein paar Kilometer hinter Grenoble legten wir mit schönem Blick auf die Alpen eine längere Pause ein. Von hier aus waren es nur noch 180 Kilometer bis an den Verdon. Doch da die Autobahn bald endete und der Rest der Strecke über Landstraßen verlief, brauchten wir noch weitere drei Stunden bis zu unserem Ziel in der Nähe der Kleinstadt Castellane. Am frühen erreichten wir unsere Bleibe für die nächsten 10 Tage, einen Campingplatz direkt am Ufer des Flusses.

Unsere Highlights in der Haute-Provence

Lavendelfelder

Die Provence ist bekannt für ihre vielen und weitläufigen Lavendelfelder. Davon gehört und Felder auf Fotos gesehen hat wohl jeder schon. Doch wir waren schon sehr gespannt wie die blühende Landschaft live wirkt. Als Zierpflanze in Gärten und Beeten ist Lavendel allseits bekannt und beliebt. Die blau-violetten Blüten sind schön anzusehen und der Duft ist fast schon betörend. In der Provence wird Lavendel als Nutzpflanze angebaut, ähnlich wie bei uns Getreide. Die meisten Felder gibt es auf der Hochebene bei dem Ort Valensole. Lavendel auf so großen Flächen zu sehen ist schon krass. Da wird jeder Blick und jedes Foto zum Postkartenmotiv.

 

Bergdörfer

Die Haute-Provence ist durch die Ausläufer der Alpen gebirgig. Demzufolge gibt es in der Region einige sehr schöne Bergdörfer. Das bekannteste und wahrscheinlich auch das schönste Dorf ist Moustiers-Sainte-Marie. Vielen alte Häuser des Ortes drängen sich vor einer steil aufragenden Felskulisse. Die vielen kleinen und engen Gassen sind allerdings – nicht wirklich überraschend – ein Touristenmagnet.

Dementsprechend voll ist das Dörfchen insbesondere im Sommer. Doch den Touristenansturm hatten wir uns schlimmer vorgestellt. Das Dorf war gut besucht, aber aus unserer Sicht nicht überfüllt. Natürlich werden auch hier an jeder Ecke Lavendelprodukte angeboten. Die traumhafte Lage von Moustiers-Sainte-Marie in Verbindung mit dem Lavendelduft vor den Geschäften ließ die Zeit regelrecht verfliegen.

Abstecher an die Côte d’Azur

Die Haute-Provence ist nicht nur gebirgig, sondern auch ziemlich ländlich. Große Städte fehlen komplett. Die nächstgelegenen sind Cannes und Nizza an der Côte d’Azur. Da wir einmal in der Nähe waren, entschlossen wir uns zu einem Tagesausflug. Unsere Wahl fiel dabei auf Nizza. Für einen ausgiebigen Stadtrundgang war es uns allerdings zu heiß. Wir gingen es gemächlich an und verbrachten viel Zeit in klimatisierten Geschäften. Am längsten verweilten wir am Stadtstrand von Nizza und blickten auf das türkisblaue Meer und die hohen Wellen, die an die Küste donnerten.

Grand Canyon du Verdon

Unser Highlight Nummer 1 ist der Hauptgrund dafür, dass wir uns für die Provence als Reiseziel entschieden haben. Es ist die gigantische Schlucht, die der Verdon wie eine riesige klaffende Wunde in der Berglandschaft hinterlassen hat. Wir haben die Gorges du Verdon auf vielfältige Art und Weise erlebt.

Umrundung mit dem Camper

Es ist empfehlenswert die Schlucht zunächst mit dem Auto zu umrunden. Dadurch erhält man einen guten Überblick über die Region und kann dann ausgewählte Spots detaillierter bereisen. Die Distanz einer Umrundung ist mit etwa 110 km recht übersichtlich. Man sollte trotzdem einen ganzen Tag dafür einplanen. Die Streckenführung ist sehr kurvig, die Straßen teilweise schmal und es gibt auf dem Weg etliche Aussichtspunkte, an denen man halten “muss”. Wir haben die Schlucht gegen den Uhrzeigersinn umrundet und zunächst die Südroute gewählt. Auf dieser verlässt man bei der Pont de Soleils erstmal den Verdon. Über das Dörfchen Trigance geht es dann auf die Straße D71. An der beeindruckenden Pont de l’Artuby lohn sich ein erster Stopp. In einer Höhe von 200 Meter überspannt die Brücke den Artuby, einem Nebenfluss des Verdon. Der Tiefblick ist schwindelerregend.

Kurz danach erreicht man wieder den Canyon, den man im weiteren Streckenverlauf an dessen Südseite flankiert. Für eine Pause bietet sich entweder das lebendige Dorf Aiguines oder der Stausee Lac de sainte Croix an, der das Ende der Verdonschlucht markiert. Die Pont du Galetas überspannt den Fluss an seiner Mündungsstelle in den Lac de sainte Croix. Auf der Brücke hat man einen schönen Blick, sowohl auf den türkisblauen See, als auch auf den angestauten Ausläufer des Verdon.

Die Nordroute verläuft im Wesentlichen über die D952. Der spektakulärste Abschnitt ist allerdings die Route des Crêtes (D23), die vom Dorf La Palud abzweigt. Etliche Aussichtspunkte mit fantastischen Tiefblicken auf den jadegrünen Verdon liegen auf diesem 23 km langen Rundkurs.

Baden im Verdon

Der Verdon ist nicht nur schön anzusehen, er bietet an vielen Stellen auch sehr schöne Bademöglichkeiten. Das Wasser ist zwar auch im Hochsommer mit 17-19 °C ziemlich kalt, aber es garantiert bei Außentemperaturen jenseits der 30 °C eine willkommene Abkühlung. Wir haben meistens direkt an unserem Campingplatz gebadet. Gut zugängliche Badestellen gibt es ansonsten insbesondere zwischen Castellane und der Pont de Carajuan. Eine weitere richtig schöne Location ist der Flussabschnitt bei der imposanten Fußgängerbrücke Passerelle de l’Estellier.

Wandern und Fahrradfahren

In der Verdonschlucht gibt es aufgrund der Topographie keine Möglichkeit einer Rundwanderung. Eine sehr empfehlenswerte Hin- und Rücktour ist der Abstieg zur bereits erwähnten Passerelle de l’Estellier. Um diese zu erreichen, mussten wir einen etwa 3km langen und steilen Wanderweg über mehrere hundert Höhenmeter überwinden. Der Ausgangspunkt befindet sich an der Route des Crêtes am Chalet de la Maline. Von dort aus windet sich der Pfad den Steilhang der Schlaucht entlang bis hinunter zum Fluss. Belohnt wurden wir mit einer wildschönen Flusslandschaft und einem kühlen Bad. Der Rückweg zum Parkplatz am Chalet war dann aber in der Nachmittagshitze nochmal richtig anstrengend.

Auch mit dem Fahrrad haben wir einige Touren unternommen. Flussabwärts radelten wir zur Pont de Carajuan und zum Aussichtspunkt Point Sublime. Flussaufwärts war das kleine Städtchen Castellane unser Ziel.

Fazit

Reisen im Camper ist schon ziemlich cool. Im Gegensatz zum Ferienhaus muss man zwar einige Abstriche beim Komfort machen, dafür entfällt das ein- und auspacken. Man hat alles dabei, Koffer und Taschen sind überflüssig. Mit dem Camper hat man schon ein erweitertes Freiheitsgefühl und das Schlafen oben im Ausstelldach ist schon klasse. Dies war bestimmt nicht unsere letzte Reise im Camper. Eine Wiederholung – vielleicht nach Skandinavien – können wir uns sehr gut vorstellen. Trotzdem werden wir bei zukünftigen Reisen auch wieder gerne in Ferienhäusern wohnen. Jetzt kennen wir ja beide Varianten.

Die Provence mit der Verdonschlucht als Reiseziel können wir uneingeschränkt empfehlen. Obwohl wir in der Hauptsaison dort waren, war es nicht so überfüllt von Touristen wie wir im Vorfeld gelesen und befürchtet hatten. Die Besucher verteilen sich ganz gut in der weitläufigen Gegend. Und auch hier ist es so wie eigentlich überall. Abseits der gängigen Touristenpfade findet man tolle und einsame Locations. Man muss sie nur suchen.

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