Die Corona-Krise hat uns nach wie vor fest im Griff. Die mit ihr einhergehenden Beschränkungen bieten jedoch die Möglichkeit Projekte anzugehen, die aus Zeitgründen lange hinten anstanden. Ein Beispiel dafür ist unser Garten, der zur Zeit im wahrsten Sinne richtig aufblüht. Ein anderes ist dieser Reisebericht unseres ersten Trips nach Norwegen. Da dieser bereits vier Jahre zurück liegt, habe ich es nie geschafft, den Artikel fertigzustellen. Doch was lange währt…
Warum Norwegen?
Irgendwann im Herbst 2015 kam mit einem „wie wär’s mit Norwegen?“ das skandinavische Land auf die Liste der Kandidaten für unseren kommenden Sommerurlaub. Wir waren gleich Feuer und Flamme. Da wir (zumindest die Erwachsenen) eh keine dauerhaften Strandlieger sind und eher auf Aktivitäten und Bewegung an frischer Luft stehen, klang Norwegen doch sehr interessant! Ende Oktober war dann ein Haken dran und unser Ferienhaus im südwestlichen Fjordnorwegen zwischen Stavanger und Bergen gebucht. Am 1. Juli 2016 sollte es dann losgehen – das Abenteuer Norwegen.
Tag 1 und 2 – Die Anreise
Aus den vielen möglichen Varianten wählten wir den Landweg bis an die Nordspitze Dänemarks, dann mit der Fähre über den Skegerat nach Kristiansand und von dort aus mitten durchs Land zu unserem Ferienhaus an den Bjoafjord.
Insgesamt ergab das eine Strecke von ca. 1250 km. Mitten in der Nacht um 3:30 Uhr ging die Fahrt los. Der erste Abschnitt bis zum dänischen Hirtshals verlief im Dauerregen unspektakulär und stand ganz unter dem Motto “Kilometerabreißen”. Nach einem kurzen Besuch der riesigen und sehenswerten Wanderdüne “Rubjerg Knude” ging es am späten Nachmittag auf die Speedfähre nach Kristiansand. Bei recht starkem Seegang machte der Skagerat seinem Ruf alle Ehre und legte das halbe Schiff mit der Seekrankheit lahm.
Nach etwa drei Stunden waren wir alle froh, erstmals norwegischen Boden unter den Füßen zu haben. Nach einer kurzen Autofahrt übernachteten wir im Aros-Feriencenter an der Südküste Norwegens, bevor es am nächsten Tag weiter ging. Am nächsten Morgen ging es von Kristiansand aus in nördlicher Richtung auf der Rv9 über Evje und Rysstad bis nach Haukeli.
Das erste was uns in Norwegen aufgefallen ist: es gibt überall Wasser! Zwar bekamen wir auf dem ersten Abschnitt noch keinen Fjord zu Gesicht, dafür aber unzählige Seen und etliche Wasserfälle. Die Wasserfälle sind echt ein Hammer, egal auf welchen Berghang man blickt, fast überall stürzt wild sprudelnd und tosend ein Wasserfall ins Tal. Ab Haukeli nahmen wir die E134 in westliche Richtung. Erst ging es über das Gebirge, wo wir in 1100 Metern Höhe nur noch 6 °C Außentemperatur hatten (und das Anfang Juli!) und nach einer letzten Rast am Rullestadvatnet bekamen wir dann endlich zum ersten Mal mit dem Akrafjord einen dieser für Norwegen typischen Meeresarme zu sehen. Nach einer letzten Stunde im Auto erreichten wir am späten Nachmittag endlich unser Ferienhaus auf der Halbinsel Bjoa – direkt am Fjord!
Tag 3 – Der erste Tag am Bjoafjord
Am heutigen Sonntag war erstmal Erholung von der anstrengenden Anreise angesagt. Wir erkundeten die Gegend um unser Ferienhaus, hauptsächlich vom Boot aus, das uns für die kompletten 14 Tage zur Verfügung stand. Mit 15 PS ging es zu einer ersten Ausfahrt hinaus auf „unseren“ Fjord.
Auch an weiteren „Erholungstagen“, die wir nach anstrengenden Bergtouren immer wieder einlegten, sind wir oft mit dem Boot auf den Fjord hinausgefahren, haben geangelt und dabei viele Fische der unterschiedlichsten Sorten gefangen: Köhler, Leng, Pollack, jede Menge Makrelen, einen Plattfisch, einen Rotbarsch und einen Kuckuckslippfisch. Uns gingen genug Fische an den Haken, dass wir einige Male eine Mahlzeit für 8 Personen zusammen hatten. Frischer und leckerer kann Fisch nicht sein!
In den Abendstunden unternahmen wir oft noch kleine Spaziergänge zum Hafen, um von dort von Land aus zu angeln. Das erwies sich zwar als nicht so erfolgreich, aber unseren Nachwuchsanglern machte das einen Riesenspaß und ein paar kleinere Pollacks zogen sie auch von hier an Land.
Tag 4 – Tour am Longfossen
Der Tag startete erstmal mit einem Einkauf für das Frühstück und das am Abend geplante Geburtstagsgrillfest. Mit dem Boot über den Fjord zum Landhandel – wie geil war das denn! Nach einem ausgiebigen Frühstück am bunt und leuchtend gedeckten Geburtstagstisch fuhren wir gegen Mittag Richtung Osten auf der E134 zum Longfossen, den wir schon während unserer Anreise kurz bewundern durften.
Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir den riesigen Wasserfall in der Provinz Hordaland. Der Longfossen ist einer der höchsten Wasserfälle der Erde und wurde 2011 von CNN unter die zehn schönsten Wasserfälle der Welt gewählt. 612 Meter tief stürzt das Wasser in einer Stufe herab, bevor es wild tosend in den malerischen Akrafjord fließt. Unsere heutige Tour führte uns an der östlichen Flanke des Wasserfalls nach oben. Nach einem ca. 1,5 stündigen steilen Aufstieg erreichten wir auf etwa halber Höhe einen fantastischen Aussichtspunkt.
Hier wurden erstmal viele Fotos geschossen, danach legten wir eine längere Pause ein, in der es leckeren Geburtstagskuchen gab. Anschließend traten wir den Rückweg zu den Autos an. Für unsere erste Trekking-Tour in Norwegen gaben wir uns mit der Hälfte des Berges erstmal zufrieden. Mit einem gelungenen Abend am Grill ging der Tag dann langsam zu Ende.
Tag 5 – Besuch von Haugesund und Karmoy
Heute stand wieder ein Erholungstag auf dem Programm, dazu entschieden wir uns die alte norwegische Fischerstadt Haugesund zu besuchen.
Nach zwei Stunden Fahrt (inkl. Parkplatzsuche und dem Aufspüren einiger Geocaches) wurde die 30.000 Einwohner zählende Stadt zu Fuß erkundet. Recht bald vergingen allen die mitgebrachten Shoppingambitionen aufgrund mangelnder Verfügbarkeit entsprechender Läden und dem norwegischen Preisniveau. So schlenderten wir noch an der schönen Hafenpromenade entlang bevor wir unseren Ausflug einige Kilometer weiter in den Süden fortsetzten. Ziel war die Bade- und Urlaubsinsel Karmoy. An einem ruhigen Strandabschnitt schlugen wir unser Lager auf. Die Kinder spielten im seichten Wasser der Nordsee oder kletterten auf die schön anzusehenden Klippen, während die Erwachsenen lieber im Sand unter der wärmenden Sonne chillten.
Tag 6 – Tour zum Lykilsvatnet
Der Besuch der Top-Empfehlungen in den gängigen Reiseführern lohnt sich zugegebenermaßen in der Regel schon. Der Nachteil ist, dass sie daher nicht selten sehr überlaufen sind. Unsere Erfahrung der letzten Jahre zeigt allerdings immer wieder, wenn man Geocaching als Hobby betreibt, braucht man keinen Reiseführer! Diese These stimmt so natürlich nicht zu 100%, denn gute Reiseführer liefern u.a. auch wertvolle Hintergrundinformationen. Wenn man aber interessante einzelne Geocaches oder auch Geocache-Runden anläuft, kommt man fast immer an allen Sehenswürdigkeiten und auch an Geheimtipps vorbei. Die Tour zum und entlang des Lykilsvatnet ist ein Beispiel für solch einen Geheimtipp. Von Deutschland aus als „Notprogramm“ und mittelschwere Wandertour mit relativ kurzer Anfahrt und einigen Caches geplant, entpuppte sich die Tour als durchaus schwer aber absolut genial! Kurz hinter Etne bogen wir rechts auf den Fv36 ab bis wir den Litledalsvatnet erreichten. Dort ging es über ein Viehgitter auf eine sehr schmale Straße und in Serpentinen hinauf zum Harlandsvatnet. Das letzte Stück war dann schon abenteuerlich, wieder über Serpentinen erreichten wir auf einer schmalen Schotterstraße einen kleinen Ausgangsparkplatz.
Das erste Teilstück der Strecke hinauf auf die Hochebene westlich des Lykilsvatnet ist das anstrengenste, aber auch das reizvollste. Über Stock und Stein, über Bäche und schmale Pfade sowie über Felswände, die teilweise so steil sind, dass man nur über Stiegen hinauf kommt, landeten wir nach ca 2 Stunden und mehr als 400 Höhenmetern an der auf 640 üNN liegenden Lokjelsvatnbrakka. Die Lokjelsvatnbrakka ist eine voll ausgestattete Selbstbedienungshütte. Dort trafen wir auf drei einheimische Wanderer aus Haugesund, die gerade zu Mittag aßen und bereits den Kamin angefeuert hatten. Denn am heutigen 6. Juli hatten wir auf der diesigen Hochebene gerade einmal 11 °C. Nach einer ausgiebigen Pause setzten wir unsere Tour in südlicher Richtung am See entlang fort.
Aufgrund der tief hängenden Wolken, die uns teileweise in dichten Nebel hüllten und der felsigen und kargen Umgebung, kamen wir uns vor wie in einer Mondlandschaft. An einigen Stellen löste sich der Nebel auf und gab wunderschöne Blicke auf den See und ins Tal frei. Wir passierten den Terningen, einen fast würfelförmigen Fels, der auf einer abgerundeten Ecke liegend ein schönes Fotomotiv liefert und kamen am Grindeimsvatnet an den Wendepunkt unserer Tour. Über gut ausgebaute Wanderwege und Bergstraßen wanderten wir zurück zu den Autos.
Tag 7 – Eine kleine Runde in Utbjoa
Obwohl die Tour vom Vortag sehr kräftezehrend war, wollten wir heute nicht ganz untätig sein und entschlossen uns zum Auslockern einen 2,5 km langen Rundkurs am nord-westlichen Zipfel unserer Halbinsel abzugehen. Auf dem sogenannten Kulturstien gab es einige Relikte wie Grabstätten u.ä. aus der Wikingerzeit zu entdecken und für die Kinder jede Menge Heidelbeeren.
Tag 8 – Besuch einer Räuberhöhle
Für den morgigen Samstag stand mit dem Besuch des Preikestolen die “Königsetappe” auf dem Programm. Daher hieß es heute nochmal Kräfte sammeln. Nachmittags fuhren wir ins nah gelegene Skjold, dort gab es nach einem etwa 2 km langen Anmarsch eine schöne Höhle zu entdecken – die Roverhola. Beim Erkunden hatten alle, egal ob klein oder groß, ihre Freude. Zumal am Ziel angelangt endlich einmal die Sonne heraus kam.
Tag 9 – Trip zum Preikestolen
Der Besuch des Preikestolen am Lysefjord ist wahrscheinlich Pflicht für fast jeden Touristen im südwestlichen Fjordnorwegen. Als eines der Top-Landschaftswahrzeichen des Landes ist er jedoch sehr überlaufen. Aus diesem Grund wollten wir für unseren Aufstieg schon früh morgens am örtlichen Parkplatz in der Nähe von Jorpeland sein, um die Wanderung und den gigantischen Felsvorsprung 600 Meter über den Fjord noch einigermaßen genießen zu können. Eine etwa 3,5 Stunden dauernde Anfahrt bedeutete für uns, dass wir unser Ferienhaus mitten in der Nacht verlassen mussten. Trotz des Schlafmangels war die Anfahrt trotzdem klasse. Über Olen ging es zunächst in südlicher und dann in westlicher Richtung immer am Sandheidsfjord entlang bis zum Sandsfjord. Bis vor Kurzem musste hier mit einer Fähre übergesetzt werden, doch seitdem 2015 die neue “Sandsfjordbrua” eröffnet wurde, wurde der Fährbetrieb eingestellt. Wir fuhren also weiter nach Süden und über die riesige Brücke. Nach einigen Kilomerten nahmen wir die Straße 13, die bis zu unserem Ziel durch das landschaftliche sehr reizvolle Ryfylke verläuft. Über den Josenfjord ging es dann nur mit der Fähre und nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichten gegen 7:30 Uhr den Ausgangsparkplatz des Preikestolen. Schon zu dieser frühen Stunde waren wir auf der Tour, die drei knackige Anstiege beinhaltet, nicht allein unterwegs. Einige Wanderer und Wandergruppen stiegen mit uns auf und einige andere kamen uns sogar schon wieder von oben entgegen. Kurz vor dem Schlussanstieg führt der Weg auf einem Plateau an einigen schönen, glasklaren Bergseen vorbei und wenig später hatten wir ihn dann endlich erreicht – den Preikestolen. Da es sehr bewölkt und diesig war, hatten wir leider keine Bilderbuchaussicht, aber ab und zu ließ die herauskommende Sonne dann doch ein paar schöne Blicke zu.
Spätestens als wir uns nach unserem Picknick gegen Mittag wieder auf den Rückweg hinunter zum Parkplatz machten, waren wir froh, dass wir so früh aufgebrochen sind. Mittlerweile strömten regelrechte Menschenmassen auf den Preikestolen! Hunderte kamen uns aus allen Herren Ländern entgegen, so dass man fast ständig in dem schweren Gelände ausweichen und teilweise den Gegenverkehr abwarten musste. So machte der Abstieg keinen Spaß und wir konnten uns nur ausmalen was mittlerweile für ein Gedränge auf der Felskanzel herrschen musste.
Fazit: Zu empfehlen ist die Tour auf den Preikestolen auf jeden Fall, da dieses Naturhighlight mit seinen Ausblicken einfach zu schön ist. Allerdings sollte der Besuch früh morgens, spät abends oder sogar über Nacht erfolgen, da man ansonsten statt Fels und Wasser nur Touristen sieht.
Tag 10 – Boot fahren und angeln
Hier lassen wir einfach mal die Bilder sprechen. Ein Tag am und auf dem Fjord…
Tag 11 – Besteigung des Valhest
Für den heutigen Montag hatten wir noch kein Programm. Wir suchten nach der anstrengenden Tour zum Preikestolen eine gemütliche und nicht zu lange Tour mit einer kurzen Anfahrt. Die Wahl fiel auf den 313 Meter hohen Berg “Valhest” nordöstlich von Haugesund. Und nicht zum ersten Mal unterschätzten wir die norwegischen Verhältnisse. Die Anfahrtszeit war länger als gedacht und die Überschreitung des “kleinen” Valhest erwies sich als äußerst unwegsam und zum Teil ziemlich beschwerlich.
Die letzten Regenfälle verwandelten den Wanderpfad in eine matschige Sumpflandschaft, in der man knöcheltief versank, wenn man es nicht schaffte sich von Grasbüschel zu Grasbüschel zu bewegen. Es ging über Felsen und über Bäche, für ein kurzes Stück war sogar einmal der Bach der Weg! Der Schlussanstieg auf den Kamm des Bergmassivs war dann zwar ziemlich steil, dafür aber matschfrei.
Als wir nach ca. 2,5 Stunden das Gipfelkreuz erreichten, ging das Abenteuer jedoch erst los. Für den Abstieg zurück zu den Autos wählten wir eine andere Route, die zwar kein offiziell gekennzeichneter Weg war, uns aber über einige Geocaches zum Parkplatz führen sollte. Etwa 50 Meter unterhalb des Gipfels kamen wir auf ein Felsplateau und verloren dort den Weg. Wir probierten an einigen Stellen hinunter zu kommen, scheiterten aber entweder an steil abfallenden Felswänden oder an stark zugewachsenen und unübersichtlichen Geröllhängen. Mehr als eine Stunde irrten wir auf dem Plateau herum, bis wir uns schlussendlich dazu entschieden zurück zum Gipfel zu gehen und denselben Weg zurück zu gehen. Aus der gemütlichen Runde wurde am Ende ein fast achtstündiger Abenteuertrip durch die norwegische Einsamkeit – unvorhergesehen aber genial!
Tag 12 – chillen, einfach nur chillen und ein wenig angeln
Tag 13 – Tour zum Folgefonna/Buarbreen
Der Folgefonna ist der drittgrößte Gletscher in Norwegen und erstreckt sich über 214 km². Damit ist er mehr als doppelt so groß als der größte Alpengletscher! Einer seiner Arme ist der Buarbreen, das Ziel unserer heutigen Tour. Der Gletscher befindet sich westlich der Stadt Odda, die etwa zwei Autostunden von unserem Ferienhaus entfernt liegt. Kurz vor Odda liegt direkt an der Straße 13 der imposante Doppelstromwasserfall Latefossen. Hier mussten wir natürlich 15 km vor dem Ziel noch eine Sightseeing-Pause einlegen.
Der weitere Weg nach Odda war bereits vielversprechend. Entlang des Gronsdalslona und des Sandvevatnet fuhren wir in einem schmalen Tal, rechts und links schoss die Bergwelt in die Höhe. Im Westen war hoch oben schon die Schneedecke des Folgefonna zu erkennen. Über eine Schotterpiste kamen wir schließlich zu unserem Ausgangsparkplatz. Hier war unschwer zu erkennen, dass die Wanderung zum Buarbreen ein touristisches Highlight in dieser Region ist. Der Parkplatz war sehr gut gefüllt, dementsprechend erwies sich der Buarbreen zwar als gut besucht, aber glücklicherweise als längst nicht so überlaufen wie der Preikestolen. Am Start unserer Tour war bereits das tosende Geräusch des wild rauschenden Schmelzwasserabflusses des Gletschers zu hören. Dieses Geräusch sowie der Fluss begleiteten uns den gesamten Aufstieg hinweg. Schon von hier unten war der Anblick des Buarbreen fantastisch. An einigen Stellen schimmerte das Eis in einem klaren Hellblau und bot einen schönen Kontrast zur weißen Farbe.
Das erste Teilstück des Weges war harmlos, es ging auf Schotterwegen und schmalen Pfaden mit geringer Steigung los. Doch bald kamen die für uns so typisch gewordenen Passagen, an denen die Kletterei losging. Ein Wanderweg im eigentlichen Sinne war nicht mehr zu sehen. Man musste sich an der sehr gut markierten Streckenführung über die Felsen von “T” zu “T” hangeln (Wanderwege sind überall mit einem roten “T” und/oder mit Steinmännchen markiert). Dabei waren einzelne Teilstücke so steil, dass Seile verbaut waren, um sich daran hochzuziehen oder sich gegen Abrutschen zu sichern. Viel wertvoller waren diese Hilfsmittel allerdings später beim Abstieg. Das Klettern machte allen Spaß, vor allem den Kleinsten von uns, die immer ein Stück voraus eilten.
Zwischendurch legten wir immer wieder kleine Pausen ein, um atemberaubende Blicke ins Tal zu werfen und nach gut zwei Stunden erreichten wir uns Ziel – den Rand des Buarbreen. Wer keine Angst vor nassen Füßen hatte, suchte sich hier oben über kleine Felsinseln und wackelnden Steinen einen Weg über einen der Abflüsse, um noch ein paar Meter näher an den gigantischen, blau-weißen Riesen heran zu kommen.
Bei feinstem Sonnenschein wurde dann ausgiebig gepicknickt, danach ging es zurück zu den Autos ins Tal. Die Trekking-Tour zum Buarbreen ist im Vorfeld erst kurz vor Urlaubsbeginn auf unseren Matchplan gerutscht. Doch auch wegen des heutigen Kaiserwetters war diese Tour vielleicht die Nummer 1 der Highlights unserer 14 Tage in Norwegen.
Tag 14 – Stadtbummel in Bergen
Kurz vor Ende unserer Reise hatten wir eigentlich genug vom Autofahren. Etliche Kilometer und viele Stunden hatten wir schon auf Norwegens Straßen verbracht, so dass uns die 3,5 stündige Anreise nach Bergen ziemlich abschreckte. Anderseits hatten wir bisher so viel Schönes und Interessantes über Norwegens heimliche Hauptstadt gelesen und gehört, dass wir uns heute dann doch auf den Weg machten. Die Fahrt verging entgegen unseren Erwartungen wie im Flug und war sehr kurzweilig. Wir durchfuhren den Bomlafjordtunnel, der 8 km lang ist und sich an seiner tiefsten Stelle 262 Meter unter dem Meeresspiegel befindet. Das ist der tiefste Punkt im gesamten Netz der Europastraßen. Auch die etwa 30 minütige Fährüberfahrt von Sandvikvag nach Halhjem war eine willkommene Abwechselung und bot Gelegenheit zur Entspannung.
In Bergen ergatterten wir einen teuren (wie alles in Norwegen) aber sehr zentral gelegenen Parkplatz. Keine 200 Meter vom Auto entfernt entdeckten wir einen klasse Aussichtspunkt auf das Wahrzeichen von Bergen – die bunte Holzhäuserreihe des Hanseviertels Bryggen. Bergen ist mit 248 Regentagen pro Jahr die regenreichste Großstadt Europas. In der City gibt es sogar Regenschirmautomaten. Doch heute hatten wir Glück, es war zwar bewölkt, aber den ganzen Tag trocken. Wir bummelten gemütlich durch die Stadt und besuchten natürlich auch den berühmten Fischmarkt. Als es am frühen Abend zurück zum Ferienhaus ging, waren wir uns alle einig: Bergen hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Tag 15 – Der letzte Tag am Ferienhaus
Da wir mitten in der Nacht zum Samstag aufbrechen mussten, um unsere Fähre in Kristiansand zu erreichen, lag am heutigen Freitag außer Koffer packen nicht mehr viel an. Vormittags unternahmen einige von uns eine kleine Radtour entlang des nah gelegenen Olsfjord. Am späten Nachmittag fuhren wir gemeinsam – teils mit dem Boot, teils mit dem Auto – zu einer kleinen Badebucht an unseren Bjoafjord. Die Kinder zeigten dort ihre kernige Seite und sprangen zum Abschluss noch einmal in das eiskalte Nordseewasser.
Fazit:
Für alle, die in ihrer Urlaubszeit nicht nur faul am Strand liegen und lieber aktiv sein möchten, können wir Norwegen als Reiseziel absolut und uneingeschränkt empfehlen. Die Landschaft ist grandios schön und spektakulär und es gibt unzählige Möglichkeiten die Natur zu erleben. Den ersten Worten der norwegischen Nationalhymne haben wir nichts hinzuzufügen!
Vi elsker dette landet…
Norwegen ist bereits seit Jahren auf meiner Wunschliste, wo ich gerne überall Urlaub machen möchte. Und ganz ehrlich, dass auch zu jeder Jahreszeit. Sei es mit einem Schlitten durch die Schneelandschaft zu fahren, im Sommer das Meer zu entdecken, oder im Herbst den bunten Fjord zu entdecken. Ich finde, Norwegen hat so viel zu bieten, da kommt die Jahreszeit überhaupt nicht drauf an.
Doch bereits erwähnt, ist Norwegen noch ein Traum von mir. Und von der finanziellen Sicht bleibt es wohl auch länger einen Traum. Aber wie sage ich so schön? Noch bin ich jung mit meinen 33 Jahren und mir stehen noch alle Türen offen. Um so schöner ist es, so tolle Reiseberichte zu lesen, wie es deiner ist. Ich sah genau alles vor mir, was ihr so erlebt habt – was leider auch mein “Fernweh” nach Norwegen etwas mehr stärkte.
Eine Frage aber noch von mir: Würdet ihr wieder nach Norwegen reisen?
Liebe Grüße und bleibt gesund, Shelly
Hallo Shelly,
danke für deinen Kommentar und um deine Frage gleich zu beantworten: ja, immer wieder!
2018 waren wir noch einmal dort. Einen Beitrag über unsere Wanderungen am Hardangerfjord findest du auch hier im Blog.
Mit den Jahreszeiten hast du Recht. Mich würde auch mal ein Trip Winter nach Norwegen reizen. Das wenige Tageslicht hat uns bisher davon abgehalten. Aber das machen wir bestimmt auch nochmal.