Die Halbinsel Snæfellsnes, die im Westen Islands fingerartig in den Atlantik ragt, wollten wir schon immer bereisen. Im Herbst2023 war es dann soweit. Wir verbrachten eine Woche auf Snæfellsnes, genug Zeit die Gegend ausgiebig zu erkunden.
Wir bezogen ein Ferienhaus in der Nähe von Stykkisholmur, dem größten Ort in der Region. Von dort aus kamen wir in maximal einer Stunde mit dem Auto an jeden Ort. Man sagt auch, dass Snæfellsnes Island im Miniformat darstellt, weil es dort alles gibt, was man auch sonst im Land findet. Gletscher, Lavafelder, Vulkane, heiße Quellen, Wasserfälle etc. findet man vor Ort. Ich würde trotzdem sagen, dass Snæfellsnes schon sehr eigen ist.
Einer der Vorzüge von Snæfellsnes ist die gute Erreichbarkeit ausgehend von der Hauptstadt Reykjavik. Vom Stadtzentrum aus, ist man in knapp zwei Stunden auf der Halbinsel. Dieser Vorteil ist jedoch gleichzeitig der größte Nachteil der wunderschönen Region. Täglich starten jede Menge Groß- und Kleinbusse nach Snæfellsnes und klappern die Sehenswürdigkeiten ab. Wir waren in der Nebensaison vor Ort (Ende September / Anfang Oktober), trotzdem waren die Spots zu jeder Tageszeit sehr gut besucht. Die in der Karte dargestellte Rundreise, haben wir so nicht gemacht. Wir haben die Locations eher sternförmig besucht und waren an einigen auch mehrmals.
Station 1: Tierischer Start
Der Strand Ytri Tunga ist bekannt für seine Robbenkolonie. Wir waren gespannt, ob wir das Glück hatten Robben aus der Nähe zu beobachten. Die Tiere haben sich mittlerweile anscheinend an ihre Zuschauer gewöhnt. Ein gutes Dutzend lag in der kleinen Bucht faul in der Sonne und ließ sich überhaupt nicht stören.
Station 2: Búðir
Die schwarze Kirche von Búðir ist ein Star auf Instagram. Dementsprechend wimmelt es dort von Touristen. Das dunkele Holzgebäude, das einsam zwischen dem Meer und einem Lavafeld steht hat etwas Mystisches. Etwas nördlich von Buðir befindet sich der Bjarnafoss. Das Wasser des kleinen Flusses Bjarnaá stürzt hier 80 Meter in die Tiefe. Der Bjarnafoss ist ein weniger bekannter Wasserfall, trotzdem ist er gerade bei schönem Wetter sehr schön anzusehen.
Station 3: Arnarstapi und Umgebung
Aus Osten kommend ist das kleine ehemalige Fischerdorf Arnarstapi so etwas wie das Tor zum Snæfelljókull-Nationalpark. Bei klarer Sicht ist schon die Anfahrt phänomenal. Links in der Ferne blickt man auf den Atlantik, man passiert nur vereinzelt den einen oder anderen Pferdehof und blickt nach vorn auf den Snæfellsjókull. Der Gletscher am Ende der Halbinsel ist sagenumwoben. Für den Schriftsteller Jules Verne befindet sich unter dem Krater dieses Vulkans der Eingang zum Mittelpunkt der Erde. Für einige New-Age Gruppen gilt der Snæfellsjókull als eines der großen “Kraftzentren” der Welt. Das mag man glauben oder nicht, schön und majestätisch ist der erloschene Vulkan mit seiner Eiskappe auf jeden Fall.
Kurz vor Arnarstapi klafft eine sehenswerte Schlucht im Bergmassiv. Die Rauðfeldsgjá ist begehbar. Man muss allerdings an einem Bach, der zwischen den steilen Felswänden rauscht, entlangkraxeln. Nur einige Meter weiter zweigt die F570 von der Hauptstraße ab. Hier kann man auf der steilen Schotterpiste hinauf zur Höhle Sönghellir fahren. Ihren Namen (“singende Höhle“) hat die Höhle vom Echo, das man in ihrem Inneren hören kann.
In Arnarstapi selbst lohnt sich ein Spaziergang an der Küste Richtung Hellnar. Es gibt dort tolle Fels- und Lavaformationen zu bestaunen, wie zum Beispiel das Felsentor Gatklettur.
Station 4: Schwarzer Sand und viele Felsen
An der Südküste des Nationalparks befinden sich weitere sehenswerte Abschnitte. Die Felsformation Lóndrangar wird nach Angaben der Einheimischen von Elfen als Kirche genutzt. Am schwarzsandigen Strand Djúpalónssandur lohnt sich ein Spaziergang.
Station 5: Am Ende von Snæfellsnes
Bei Wind, und in Island ist eigentlich immer Wind, tobt an der äußersten Westspitze der Atlantische Ozean. Auf der Fahrt dorthin kommt man an dem Schlackekrater Saxhóll vorbei, der sich über eine 300 Meter lange Stahltreppe besteigen lässt. Der Strand Skarðsvik beeindruckt mit goldfarbenen Sand und Basaltfelsen.
Station 6: Ólafsvik
In Ólafsvik haben wir oft gehalten und an der N1 Tankstelle eine Pause eingelegt. An einem isländischen Hotdog und einen heißen Kaffee kamen wir selten vorbei. In Ortsnähe befinden sich mehrere Wasserfälle. Wir haben uns jedoch nur den aus unserer Sicht schönsten aus der Nähe angesehen. Der Svöðufoss stürzt wie ein breiter Vorhang 40 Meter in die Tiefe. Früher musste man durch einen Fluss waten, um an den Wasserfall zu kommen. Heute ist der kurze Anmarsch durch eine neu gebaute Brücke entschärft.
Station 7: Nicht irgendein Berg
Auf dem Weg über die Straße 54 (Snæfellsvegur) zum kleinen Ort Grundarfjóður erblickt man schon aus der Ferne die kirchenschiffähnliche Form des Berges Kirkjufell. Der Kirkjufell war ein Drehort der Serie Game of Thrones und ist nicht zuletzt deshalb ebenfalls ein Instagramstar. Er soll das meistfotografierte Motiv in Island sein. Überraschend ist das nicht, denn seine Form, die aus der Frontalen eher an den Hut eines Zauberers erinnert, ist schon grandios anzusehen. Die Perspektive mit dem gleichnamigen Wasserfall davor findet man in üppiger Zahl im Internet.
Weniger Kilometer weiter überquert der Snæfellsvegur den Kolgrafarfjórður. Diese Brücke ist eine Sehenswürdigkeit, die man vom Boden aus nicht als solche wahrnimmt. Die Straße über den Fjord wird auch “Viking Sword Road” genannt. Die Form, die an ein Wikingerschwert erinnert, erkennt man allerdings nur aus der Vogelperspektive.
Geheimtipps
Geheimtipps sind mittlerweile sehr rar in Island. Doch auch auf Snæfellsnes haben wir Locations entdeckt, die wir ganz für uns allein hatten. Lavahöhlen gibt es viele in Island. Im Januar 2022 hatten wir auch schonmal eine besichtigt. Auch auf Snæfellsnes gibt es diese aus Lavaströmen entstandenen Röhren. Die Höhle Gullborgarhellir liegt ein wenig versteckt im Osten der Region mitten in dem Lavafeld Gullborgarhraun. Von der Straße aus kommt man über einen schmalen Pfad, den man schnell verlieren kann, nach etwa 2,5 km zur Höhle. Wegen der vielen Tropfsteine, die es im Inneren geben soll, gilt Gullborgarhellir als die schönste Lavahöhle des Landes. Da sie jedoch unter Naturschutz steht, haben wir uns nur in der Nähe des Einstiegs aufgehalten.
Nicht weit von der Höhle entfernt zweigt von der Hauptstraße eine holprige Schotterpiste ab. Wenn man dieser folgt kommt man nach sechs Kilometern zum 154 Meter hohen Schlackekegel Sydri-Rauðamelskúlur. Der rotbraune Kegel lässt sich über einen Pfad besteigen. Von oben hat man einen tollen Blick auf das Tal Happnadalur, das vom Haffjaðará, einem des bekanntesten Lachsflüsse Islands durchzogen wird.
In unmittelbarer Nähe des Sydri-Rauðamelskúlur kann man noch ein Bad in der heißen Quelle Sturlungalaug nehmen. Da der Hotpod inmitten einer Wiese liegt enthält das angenehm warme Wasser Matsch- und Graspartikel und ist daher grünlich gefärbt. Uns störte das nicht und wir genossen es die heiße Quelle in der wunderschönen Umgebung ganz für uns allein zu haben.