Nasskalt, stürmisch und dunkel kam der Januar größtenteils daher. Deshalb war ich nicht unglücklich, dass ich einmal mehr die Gelegenheit hatte, für eine Woche in den südafrikanischen Sommer zu fliegen.
Die Provinz Northern Cape im Nordwesten des Landes ist geprägt von den Ausläufern der Kalahari Wüste. Der Anblick des roten Sandes ist typisch für diese Region. Es gibt jedoch etwa 120 km östlich von Upington und etwa 70 km südlich von Olifantshoek einen Ort, der sich nicht nur optisch von der rötlichen Färbung der Umgebung abgrenzt. Im Naturschutzgebiet Witsand (abgeleitet: weißer Sand) reihen sich auf einer Länge von ca. 9 Kilometern bis zu 30 Meter hohe Dünen aus weißem Sand aneinander. Die für diese Region ungewöhnliche Färbung der Dünen bildet somit einen deutlichen Kontrast zum sonst roten Sand der Kalahari.
Brüllender Sand
Mit etwas Glück kann man in Witsand eine weitere Besonderheit akustisch wahrnehmen. An sehr heißen und trockenen Tagen kann man den Sand der Dünen “brüllen” hören. Dieses Phänomen, das in der Landessprache auch Brulsand genannt wird, entsteht durch das Aneinanderreiben der vom Wind bewegten Sandkörner. Bei idealen Bedingungen soll der Sand ein tiefes vibrierendes Summen von sich geben. Da es einen Tag vor unserem Besuch geregnet hatte, war der Sand nicht trocken genug und wir konnten dem Brüllen daher leider nicht lauschen.
Landestypische Flora & Fauna
Ich hatte gehofft, dass wir auf unserer Mini-Safari das eine oder andere landestypische Tier beobachten konnten. In Witsand selbst hielt ich vor allem nach Skorpionen und Schlangen Ausschau. Außer der Höhle eines Skorpions bekamen wir jedoch im Reservat nichts zu Gesicht. Auf der Rückfahrt nach Upington sahen wir aus dem Auto heraus dann aber noch ein paar Springböcke und eine Giraffe.
Der Baumbestand vor Ort besteht im Wesentlichen aus grünen und grauen Kameldornbäumen, sowie aus Hirtenbäumen (engl.: shepherd tree), aus dessen Wurzeln die ersten holländischen Siedler seinerzeit Kaffee hergestellt haben. Für die Tierwelt ist der immergrüne Hirtenbaum einer der wichtigsten Nahrungslieferanten in der Kalahari.
Sandboarding
Die Geologie und die Natur in Witsand sind sehr interessant. Den Höhepunkt des Tages bildete aber das abschließende Sandboarding. Mit speziell präparierten Boards kann man in einem dafür freigegebenen Bereich die weißen Dünen herunterfahren. Das ist ähnlich wie Snowboardfahren, nur auf Sand. Ganz so schnell wie beim Wintersport fährt man zwar nicht, dafür bei molligen 35 °C.
Die Hänge der Dünen sind teilweise sehr steil. Das Befahren mit dem Sandboard erfordert daher gerade als blutiger Anfänger etwas Mut. Und auch wenn das Hochklettern in der Nachmittagshitze ziemlich auslaugt, war diese Aktion ein Heidenspaß. Nach einigen mehr oder weniger schmerzhaften Stürzen machten wir bald die ersten Fortschritte. Und am Ende des Tages klappte das “Surfen” schon ziemlich gut.
Die Leihgebühr für ein Sandboard beträgt für einen halben Tag 80 Rand. Der Eintritt in das Reservat kostet pro Person 120 Rand (zusammen umgerechnet etwa 12 Euro). Gemessen an dem Gelernten, den Eindrücken und den Spaß den wir hatten, war das sehr gut investiertes Geld.