Die stereotypische Vorstellung von der Toskana entspricht wahrscheinlich dem Bild von in grüner Hügellandschaft eingebetteten Dörfchen. Romantisch gelegene, terrakottafarbene Häuser, die von Pinien, Olivenbäumen oder Säulenzypressen umrahmt und mit einer kurvigen kleinen Straße verbunden sind. Das Landschaftsbild ist allerdings je nach Region ganz unterschiedlich. Die nördliche Toskana unterscheidet sich erheblich von der Südlichen.
Auch im Norden gibt es wie im Süden auf Hügeln gelegene Dörfer. Doch die Gegend ist eher geprägt von den viel besuchten Seebädern Viareggio und Forte dei Marmi, den Apuanischen Alpen und den weltberühmten Marmorsteinbrüchen von Carrara. Der dichtbesiedelte Küstenstreifen und das Hochgebirge im Hinterland stehen dabei in einem krassen Gegensatz. Während es in Meeresnähe wuselig und hektisch zugeht, findet man in der Einsamkeit der Apuanen Ruhe und Entschleunigung.
Wir haben während unseres 14-tägigen Aufenthaltes vorwiegend den Norden erkundet. Unsere Eindrücke möchte ich im Folgenden gerne schildern.
Meer und Strand
Dass man an den Strand gehen und baden möchte, wenn man ans Mittelmeer reist, ist wohl selbstverständlich. Die Küste der nördlichen Toskana ist dafür ideal. Die Strände von Viareggio, über Forte dei Marmi, bis hinauf an die Mündung des Flusses Magra bieten auf einer Länge von mehr als 20 km feinsten Sand und gelten als eine der schönsten in ganz Italien. Hier werden zahlreiche Strand- und Wassersportarten angeboten. Das Ganze hat allerdings seinen Preis. Die meisten Abschnitte sind privat und die Besuche werden durch sogenannte Bagnos (korrekter Plural eigentlich: Bagni) organisiert. Bagnos sind Strandbäder, die ihren Besuchern Liegen, Sonnenschirme, Umkleidekabinen, Duschen und teilweise auch einen Pool zur Verfügung stellen. Der Eintrittspreis ist allerdings ziemlich hoch. Für zwei Liegestühle und einen Sonnenschirm muss man mindestens 20 Euro zahlen, pro Tag versteht sich!
Öffentliche und damit frei zugängliche Strände gibt es nur sehr wenige. Einer davon befindet sich in Marina di Pietrasanta beim Phone Rock Café. Auch dieser Abschnitt ist sehr schön und empfehlenswert. In der Hochsaison und an Wochenenden kann es jedoch sehr voll werden.
Wer statt am Sandstrand lieber an felsigen Küsten badet, um z. B. zu schnorcheln, findet im Nordwesten bei Lerici und Tellaro einige schöne Buchten. In dem glasklaren Wasser kann man viele Fische, Seeigel und mit etwas Glück auch Kormorane bei der Jagd beobachten.
Auffällig an den Stränden war zudem, dass die meisten Urlauber Italiener waren. Ein Umstand, den ich als positiv empfand. Denn wenn ich im nichtdeutschsprachigen Ausland unterwegs bin und in meinem Umfeld gefühlt alle deutsch sprechen, finde ich das schon irritierend und befremdlich.
Wandern und Mountainbiken in den Apuanischen Alpen
Glaubt man dem Untertitel des Wanderführers „Marmor Meer, und Maultierpfade“ wandert man in den Apuanischen Alpen in einer unbekannten Toskana. Nach unserem Besuch können wir das größtenteils bestätigen. Im Gebirge sind wir nur vereinzelt anderen Wanderern begegnet, vorwiegend bei den Refugios (Berghütten) oder auf dem Gipfel. Die Auswahl an Wanderrouten ist sehr umfangreich. Beliebte Gebiete bzw. Ausgangspunkte findet man z. B. in der Versilia oder in der Garfagnana.
Die Schwierigkeit der Touren ist ebenso vielfältig wie deren Anzahl. Von der relativ leichten Rundwanderung bis hin zu alpinen Touren auf die schroffen Gipfel findet der Wanderer etliche Möglichkeiten, der Bergwelt in den Apuanen zu begegnen. Drei Touren, die wir gegangen sind, habe ich in einem separaten Artikel beschrieben.
Mit meinem eMTB war ich ausschließlich in einem hügeligen Gebiet südlich der Stadt Camaiore unterwegs. Dort findet man viele klassifizierte Trails, die von einheimischen Mountainbikern erschlossen wurden. Die meisten Trails sind allerdings nur für das Downhill ausgewiesen und viele stellen erhöhte, einige gar extreme technische Anforderungen an den Fahrer. Meine Skills haben für einige Trails leider nicht ausgereicht. Die Passagen, die ich fahren konnte, haben jedoch eine Menge Spaß geboten. Zudem hat man in den Höhenlagen des Gebietes teilweise fantastische Ausblicke ins Tal und auf das Meer.
Meine favorisierte Route habe ich mit allen Details bei Outdooractive.com eingestellt.
Städte und Sehenswürdigkeiten
Wenn man in der Toskana ist, gehört ein Besuch von Florenz natürlich auf die todo-Liste. Da Pisa auch nur etwa 30 km von unserem Ferienhaus entfernt lag, wollten wir natürlich auch dort hin und uns die Stadt und den berühmten schiefen Turm ansehen. Weiterhin hatten wir im Vorfeld unserer Reise viel Gutes über die Kleinstadt Lucca gelesen. Somit standen also drei Stadtbesichtigungen auf unserem Reiseplan.
Über Florenz und Lucca, das sich als wahre Perle erwies, habe ich jeweils einen eigenen Beitrag verfasst. Über Pisa lohnt das meines Erachtens nach nicht. Auch das Zentrum von Pisa hat schöne Ecken, ist aber im Gegensatz zu den beiden anderen Städten nichts Besonderes. Der Besuch des schiefen Turms war ein schönes Erlebnis – live ist eben doch etwas anderes als ein Foto. Sich den Piazza del Duomo, auf dem die Kathedrale von Pisa samt dem schiefen Glockenturm steht, mit unzähligen anderen Touristen zu teilen, ist aber schon wieder abschreckend.
Kulinarisches
Essen und Trinken muss in einem Reisebericht über Italien selbstverständlich erwähnt werden. Die kulinarischen Spezialitäten sind einfach zu gut. Der bekannte Chianti Wein hat auch mir, der ich eher Biertrinker bin, abends an lauschigen Plätzchen sehr lecker geschmeckt. Diverse Antipasti, wie Bruschetta, Schinken oder gegrilltes Gemüse, hausgemachte Ravioli mit Fleischfüllung und natürlich auch Pizza haben wir probiert und festgestellt, dass die Gerichte vor Ort doch noch eine Klasse besser sind als zu Hause. Vielleicht wirken sich die Urlaubsstimmung und die mediterrane Atmosphäre aber auch positiv aus und liefern ihren Beitrag am tollen Geschmack.
Das berühmte italienische Speiseeis war ebenfalls lecker. Eine gute Eisdiele in Deutschland kann jedoch locker mit der Qualität in Italien mithalten. Der Kaffee hingegen war wiederum eine Wucht, sehr lecker und auch in den Touristenhochburgen nicht überteuert. Eine Pause in einem Straßencafé gehört bei uns auf jeden Fall zu einer Stadtbesichtigung dazu.
Geocaching
Wie bereits im Vorbericht erwähnt, gab es in unserer Urlaubsregion weder Angelcaches noch Challenges. Auch Powertrails waren glücklicherweise nicht vorhanden. Auf unseren Wanderungen habe ich einige wenige Caches gesucht, die an schönen Locations versteckt waren (Gipfel, Höhlen). Die Dosen, die ich gefunden habe, waren allesamt in Ordnung. Solide und klassisch umgesetzt und in schöner Natur liegend, so wie es sein soll! In Florenz und Pisa habe ich einige Virtuelle und Earthcaches aufgesucht, die auf unseren Routen lagen. Insgesamt gesehen empfand ich die nördliche Toskana als eine sehr schöne, “old school” Geocachingregion.
Fazit
Die nördliche Toskana ist definitiv eine Reise wert. Neben der schönen Bergwelt gibt es auch am Meer viele schöne Strände und Buchten, die zum Verweilen und Baden einladen. Florenz und Lucca sind äußerst sehenswerte Städte. Darüber hinaus lohnt sich der Besuch vieler kleinerer Ortschaften und Bergdörfer, die oft malerisch gelegen sind und erkundet werden wollen.
Wenn wir die Region noch einmal aufsuchen sollten, würden wir allerdings nicht wieder den Hochsommer wählen. Außer im Hochgebirge ist es einfach zu heiß, so dass alle Unternehmungen doch sehr anstrengend und schweißtreibend sind. Selbst ein Bad im Mittelmeer ist dann keine wirkliche Abkühlung. Wir würden beim nächsten Besuch den Frühling oder den Herbst vorziehen.