Ein Wanderausflug ins isländische Hochland stand schon frühzeitig auf unserem Plan. Sich dort zu bewegen kann durchaus abenteuerlich sein. Das Hochland ist nur im Sommer (Juni – August) zugänglich. Den Rest des Jahres sind die Pisten gesperrt. Straßen, deren Nummer mit einem “F” beginnt, dürfen nur von Fahrzeugen mit Allradantrieb befahren werden. Das ist keine Empfehlung, sondern ein Muss! Asphaltierte Straßen gibt es so gut wie gar nicht. Man fährt auf Schotterpisten mit unzähligen und teilweise großen Schlaglöcher, die aber noch die geringste Herausforderung sind. Flüsse gibt es viele im Hochland, Brücken jedoch nur wenige. Flüsse müssen daher oft in Furten durchquert werden und das kann sehr gefährlich sein. Jedes Jahr müssen etliche in Not geratene Touristen aus dem Hochland gerettet werden, weil sie sich durch Unerfahrenheit oder durch Leichtsinn in Gefahr gebracht haben.
Für unseren Hochlandtrip hatten wir uns das Gebiet Landmannalaugar ausgesucht. Diese Region im Südwesten bietet sehr viele Wandermöglichkeiten und gilt als eine der schönsten der Insel. Als Route wählten wir von Selfoss aus die Ringstraße, die Straßen 30, 32 und 26, bevor uns schließlich die Schotterpiste F208 von Norden kommend nach Landmannalaugar brachte. Diese Route hat den großen Vorteil, dass kein Fluss zu durchqueren ist. Und dass es die richtige Wahl war, zeigte sich auch bald, doch dazu später.
Nach drei Stunden Fahrt (davon allein eine Stunde auf der F208) erreichten wir das Basiscamp von Landmannalaugar. Noch bevor wir unsere Wanderung starteten, wurde uns klar, dass sich die Entscheidung gelohnt hat. In Landmannalaugar hat man das Gefühl, als stünde man inmitten eines Aquarells. Die umliegenden Berge und Vulkane erscheinen in unendlich vielen Farbtönen. Wie mit Buntstiften gemalt bestehen die Hänge aus Grün-, Grau-, Braun- und Rottönen. Die weißen Schneefelder ergänzen das Schauspiel. Wir sind nicht nur einmal mit offenem Mund stehen geblieben und konnten uns kaum satt sehen.
Landmannalauga liegt etwa 600 Meter ü. NN. Als wir Anfang August dort waren, hatten wir eine Temperatur von 8 °C. Ungewöhnlich ist nicht, selbst im Sommer kann es im Hochland schonmal schneien. Gut ausgerüstet und nach dem Zwiebelprinzip gekleidet starteten wir auf die Wanderung. Unsere Tour führte uns durch ein großes Lavafeld zum farbenfrohen Vulkan Brennisteinsalda. An dessen Fuß trafen wir wieder auf dampfende Fumarolen und uns stieg der mittlerweile vertraute Schwefelgeruch in die Nase. Durch viele Fotopausen und einfach nur staunend dastehen, war inzwischen viel Zeit vergangen. Daher schlossen wir unseren Rundkurs durch die reizvolle Schlucht Grænagil und kamen wieder zurück zum Basiscamp. Dort gönnten wir uns abschließend dann noch ein kurzes Bad im natürlichen Hotpod. Bei 8 °C Außentemperatur im 35 °C warmen Wasser baden – einfach nur klasse!
Abschließend nochmal zurück zum Autofahren im isländischen Hochland im allgemeinen und zu unserer gewählten Route im speziellen. Nach einigen Kilometern auf der F208 hielt uns eine Rangerin an und fragte uns wohin wir fahren. Nach Auskunft teilte sie uns mit, dass man wegen der starken Regenfälle am Vortag unbedingt vermeiden sollte Flüsse zu durchfahren. Am nächsten Tag erfuhren wir durch einen Zeitungsbericht, dass südlich von Landmannalaugar ein Auto in einem reißenden Fluss stecken geblieben ist. Das Auto ist voll Wasser gelaufen. Die Insassen konnten sich auf das Dach retten und warteten dort drei Stunden auf Hilfe. Unsere Route war die richtige Wahl. Und der Tag im Hochland, mit der Trekkingtour durch die fantastische Landschaft, war auch ohne zu furten ein kleines Abenteuer.
3 thoughts on “Ein Tag im Hochland”