Das Land und die Leute lernt man wahrscheinlich am Besten kennen, wenn man auf eigene Faust mit dem Auto über die Insel reist. Für die Übernachtungen bieten sich in dem Fall die privat vermieteten Casa particulares an. In diesen Unterkünften kommt man sicher am Besten mit den Kubanern und ihrer Lebensart in Kontakt. Man startet dabei zum Beispiel in Santiago de Cuba und reist dann Etappenweise in nordwestliche Richtung und fliegt von Havanna aus wieder zurück. Da wir unsere Kinder dabei hatten, die bei einem Urlaub in der Karibik natürlich viel lieber baden und tauchen, als im Auto zu sitzen und sich “durch die Gegend latschend” das Land anzusehen, kam eine derartige Individualreise für uns nicht in Frage. Dass die Jungs (damals 13 und 9 Jahre) auch gewisse Vorzüge eines Hotels zu schätzen wissen, war ein weiterer Grund dafür, einen Kompromiss zu finden. Dieser sah so aus, dass wir in einem Hotel im Hauptferienort Varadero untergebracht waren und für eine Woche einen Mietwagen hatten. Damit konnten wir sternförmig die in Reichweite liegende Umgebung erkunden.
Havanna
Im Vorfeld unserer Reise haben wir immer wieder schwärmende Berichte über die Hauptstadt von Kuba gelesen oder gehört. In einem waren sich alle Verfasser einig, Havanna ist eine der schönsten Städte überhaupt, die man unbedingt besuchen sollte. Dieses Fazit würden wir uneingeschränkt unterschreiben. Havanna ist wirklich klasse und gehört definitiv zu den Top 5 Städten, die ich bisher besucht habe. Als ursprüngliche Altstadt Havannas gilt das Viertel “Vieja”. Prachtvolle Gebäude aus der Kolonialzeit schmücken hier die Straßen und Plätze. Ein großer Teil der Altstadt wurde aufwendig restauriert, aber abseits der Touristenwege sind viele Häuser verfallen und die Armut vieler Kubaner wird einem brutal vor Augen geführt.
Wir starteten unsere Route in der Nähe des Hafenterminals am Plaza de San Francisco de Avis. Auf diesem großen Platz mit der gleichnamigen Basilika konnten wir gleich in den unwiderstehlichen Charme dieser Stadt eintauchen und nebenbei die Aufgaben eines Earthcaches lösen. Es ging weiter zum Palacio de los Capitanes Generales, einem wunderschönen Palast aus dem Barock. Früher wohnten in dem Gebäude spanische Gouvaneure, danach amerikanische Besatzer und Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Präsidenten der Republik Kuba. Heute beherbergt der Palast das Museo de la Cuidad (Stadtmuseum), in dem heimatkundliche Ausstellungen gezeigt werden. Wir nahmen uns eine Stunde Zeit, um das Museum zu besuchen.
Unser nächstes Ziel war die Kathedrale. Der Platz davor war überfüllt von Besuchern und von überall erklang die so typische kubanische Musik. Nach einer Weile zogen wir weiter, kreuz und quer durch das Labyrinth der Straßen und Gassen von Havanna Vieja.
Nachdem wir in einem Jazz Café zu Mittag gegessen hatten, besuchten wir die wohl bekannteste Straße der Stadt – den Malecón. Auf sieben Kilometern Länge führt die berühmte Küstenstraße von der Altstadt bis zur Mündung des Rio Almendares. Während die Brandung des Atlantiks an die Küstenmauer peitscht und die Gischt meterhoch auf den Gehweg spritzt, fahren auf der Straße unzählige Oldtimer vorbei, einer schöner als der andere. Vor der Skyline der Stadt ist das eine ganz besondere Atmosphäre.
Selbstverständlich durfte auch der Besuch des Plaza de la Revolution nicht fehlen. Das Innenministerium, an dessen Fassade ein riesiges Portrait von Che Guevara prangt, sowie das Informationsministerium mit einem ähnlich großen Abbild von Camillo Cienfuegos befinden sich direkt an dem geschichtsträchtigen Platz. Weiterhin ragt der Turm des José Martí Denkmals 109 Meter hoch in den Himmel.
Nach einem abschließenden Besuch des Kapitols, das dem in Washington D.C. sehr ähnlich sieht, jedoch etwas kleiner ist und einem kleinen Bummel durch den schattigen Parque de la Fraternidad, ging unser Tag in Havanna langsam zu Ende.
… mitten in Havanna, direkt am Meer, 20 Punks auf einer Mauer beim letzten Bier, wir werden siegen, irgendwann einmal, verkündet ein Spruch gegenüber an einer Häuserwand …
[Quelle: “Venceremos”, Die Toten Hosen]
Matanzas und Umgebung
Matanzas selbst ist schöner und sehenswerter, als es auf den Blick scheint. Es ist nicht so prachtvoll wie Havanna, dafür aber längst nicht so überlaufen von Touristen. Wir sind bei unserem Besuch fast ausschließlich Einheimischen begegnet. Wir parkten unseren Wagen zentral am Parque de la Libertad. Wir waren kaum ausgestiegen, als uns schon ein Jinetero kontaktierte. Er erzählte uns in gutem Englisch, dass er dafür sorgen würde, dass unserem Auto auf diesem Parkplatz nichts passiert. Nach einem kleinen Plausch ließen wir den angeblichen Parkplatzwächter an unserem Auto zurück. Mit einem flauen Gefühl im Bauch zogen wir los in die Stadt.
Im Wesentlichen beschränkten wir unseren Rundgang auf die zentralen Straßen Calle Milanes und Calle Medio. Der Sozialismus ist hier zum Greifen nah. Viele Geschäfte sind nur spärlich ausgestattet. Angeboten werden z.B. Elektrogeräte (wahrscheinlich selbst repariert) aus dem letzten Jahrhundert, so dass man sich eher auf einem Flohmarkt als in einem Geschäftszentrum einer Innenstadt wähnt. Im Inneren einer Apotheke schienen wir auf einer Zeitreise zu sein, denn Einrichtung und Sortiment wirkten auf uns wie in einem Laden aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Trotzdem wuselte es regelrecht in den Straßen und die gut gelaunte Grundstimmung der Einheimischen war ansteckend. Am östlichen Ende der Calle Medio legten wir in der Taberna La Vigia erst einmal eine Pause ein. Bei einem außergewöhnlich gutem Kaffee und Kaltgetränken erholten wir uns vom Stadtbummel in der Nachmittagshitze. Als wir wieder an unserem Mietwagen ankamen, war von unserem Parkplatzwächter nichts mehr zu sehen. Wir schauten uns noch den sehenswerten Parque de la Libertad, in dessen Zentrum ein Denkmal des kubanischen Schriftstellers José Martí steht, an und fuhren anschließend zurück nach Varadero.
Neben der Stadt selbst gibt es auch in der Umgebung von Matanzas viel zu entdecken. Wenn man auf der Hauptstraße von Matanzas Richtung Havanna fährt, kommt man nach etwa 15 Kilometern zum Valle de Yumuri. Über das Tal verläuft die Puente de Bacunayagua, die mit 112 Metern höchste und größte Brücke Kubas. Von oben betrachtet bietet das Valle de Yumuri eine grandiose Tropenkulisse mit unzähligen Königspalmen. Das Tal kann per Jeepsafari oder auch zu Fuß erkundet werden. Geocacher können die Location nicht verfehlen, da es dort einen Earthcache (GC25DTN) gibt. Auf der anderen Seite von Matanzas fließt der Rio Canimar in den Atlantik. Auch entlang dieses Flusses bieten sich in tropischer Kulisse einige Aktivitäten an. Wir hatten vor uns ein Motorboot zu leihen, und damit ein paar Kilometer flussaufwärts zu fahren. Leider war der Verleih an dem Tag geschossen, so dass aus dem Trip leider nichts wurde.
Ebenfalls sehr interessant sind die Tropfsteinhöhlen, die sich unweit von Matanzas befinden. Nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt liegt die beeindruckende Cuevas de Bellamar. In dieser Höhle, die mehr als drei Kilometer lang ist, kann man jede Menge Stalagmiten und Stalagtiten, welche teilweise bizarre Formationen bilden, bestaunen. Eine Besichtigung ist jedoch nur im Rahmen einer kostenpflichtigen Führung möglich. Die Karsthöhle Cueva de Saturno, die sich in der Nähe des Flughafens von Varadero befindet, kann man hingegen auf eigene Faust besichtigen und erleben. Das Innere der Höhle steht unter Wasser. Ein Bad darin ist in der dunklen und felsigen Umgebung besonders für abenteuerlustige Kinder ein besonderes Erlebnis. Unsere Jungs wollte gar nicht mehr raus aus dem Wasser. Ein weiterer Earthcache (GC5NDGX) macht die Höhle auch für Geocacher interessant.
Trip ins Nirgendwo – Berührungen mit dem echten Kuba
Einen Tag sind wir mit dem Mietwagen fernab von in Reiseführern gelisteten Sehenswürdigkeiten, kreuz und quer durch das Landesinnere gefahren. Unsere Route führte uns über Cárdenas, Jovellanos, Agramonte und Pedro Betancourt. Als wir morgens am Hotel starteten wussten wir noch nicht, was für ein aufregender Trip vor uns lag. Als erste Hürde erwies sich das Betanken unseres Autos. An einer Tankstelle in Santa Marta kamen wir zwar direkt vorbei, diese hatte jedoch gerade keinen Kraftstoff mehr. Dieser Umstand ist im sozialistischen Kuba gar nicht so selten, daher sollte man den Tank auch nie leer bzw. auf Reserve fahren, denn es ist nicht garantiert, dass die nächste Tankstelle geöffnet hat bzw. Kraftstoff verkauft. Nun hatte es uns erwischt und wir mussten weiter bis nach Cárdenas fahren.
Cárdenas ist mit etwa 140.000 Einwohnern relativ groß, hier musste es eine Tankstelle geben. Bei der Suche verloren wir allerdings ziemlich viel Zeit. Nachts zog über den Norden Kubas ein kräftiges Gewitter hinweg und der ergiebige Regen hatte einige tiefer gelegene Straßen der Stadt überschwemmt. Für von Eseln gezogenen Fuhrwerken waren diese regelrechten Wasserbecken kein großes Hindernis, aber mit unserem Mietwagen war an eine Durchfahrt nicht zu denken. Die Einbahnstraßenregelung kam erschwerend hinzu und wir verfuhren uns komplett. Irgendwann sprachen wir Einheimische, die vor ihrem Haus saßen, an und fragten nach einer Tankstelle. Leider sprachen die Leute kein Englisch und wir kein Spanisch. Mit Händen und Füßen konnten wir allerdings erklären was wir wollten und man erklärte uns gestikulierend den Weg. Nach ein paar Häuserblöcken fanden wir dann doch noch eine Tankstelle und bekamen dort diesmal sogar Sprit.
Als wir Cárdenas hinter uns gelassen hatten, war es bereits früher Nachmittag und aufgrund von diversen Hindernissen wie Fuhrwerke, schmale Straßen mit Schlaglöchern kamen wir nur langsam voran. In der Nähe von Agramonte bogen wir versehentlich auf eine Straße ab, die durch ein Sperrgebiet führt. Dort wurden wir von einem Mann gestoppt und auf unser Fehlverhalten aufmerksam gemacht. Er war allerdings sehr freundlich und erklärte uns in allen Einzelheiten wie wir wieder auf den richten Weg kommen. Uns war zwar klar, wie wir fahren mussten, wir ließen uns trotzdem alles genau von ihm erklären. Wir wollten sein freundliches Auftreten keinesfalls einfach “abbügeln”. Letzten Endes setzten wir unsere Tour auf dem richtigen Weg fort, doch vorher knöpfte uns der Mann noch 3 CUC für seine freundliche Hilfe ab (freiwillig natürlich) und meinen Kugelschreiber behielt er auch 🙂
Wir sind an dem Tag ca. 250 km gefahren, unser Ausflug ins Nirgendwo dauerte allerdings den ganzen Tag. Als Eindrücke nehmen wir jede Menge Sehenswürdigeiten mit, die auf den ersten Blick vielleicht keine sind. Kontakte mit immer freundlichen Einheimischen, endlos weite Zuckerrohrfelder, Ortschaften mit einfach und ärmlich wirkenden Häusern, Kinder in Schuluniformen, Menschen, die irgendwo in der Landschaft auf einen Bus warten oder trampend unterwegs sind und hier und da Schilder, die immer wieder durch Slogans oder Konterfeis von Fidel Castro oder Che Guevara die Themen Freiheit oder Sieg ansprechen.
Varadero
Varadero ist ein Ort, der uns eigentlich abschreckt. Es ist die Touristenhochburg des Landes und es reiht sich Hotel an Hotel. Die schmale etwa 20 km lange Halbinsel hat jedoch einen traumhaft schönen Strand, der sich wie im Bilderbuch an das türkisblaue, badewannenwarme Meer schmiegt. Oft kommt der Wind vom Meer und bringt große Wellen mit sich. Schönere Bedingungen zum Baden sind dann kaum vorstellbar. Der Küste vorgelagert ist ein Korallenriff, zu dem man sich mit einem Katamaran fahren lassen kann. Das Riff macht zwar einen toten Eindruck, aber Fische gibt es dort reichlich, so dass sich das Schnorcheln dort durchaus lohnt.
An unserem Strandabschnitt waren sehr viele Urlauber aus Südamerika, mit denen wir gerne Beachsoccer gespielt haben. Die Matches waren immer etwas Besonderes, denn wer kann schon von sich behaupten bei einem “Länderspiel” Deutschland gegen Argentinien selbst auf dem Platz gestanden zu haben 😉
Zwischen den Aktivitäten am Strand haben wir dann unter den Palmen in der Hängematte relaxt, gelesen und dabei einen leckeren Mojito genossen. Ein paar Stunden kann man es so schon ganz gut aushalten.
Was wir sonst noch gerne gemacht hätten…
Das Valle de Vinales mit seinen Kalksteinhügeln liegt im Westen Kubas und soll eine der eindrucksvollsten Landschaften der Insel sein. In der Region mit der Provinzhauptstadt Pinar del Rio wird außerdem der weltbeste Tabak angebaut und die Besichtigung einer Tabakfabrik wäre auch als Nichtraucher spannend gewesen.
Die Kolonialstadt Trinidad im Süden und Santiago de Cuba als zweitgrößte Stadt des Landes im Südosten, hätten wir gerne noch besucht und deren karibisches Flair erlebt. Mal sehen, aufgeschoben ist (vielleicht) nicht aufgehoben.
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