Der Vinschgau ist der oberste Teil des Etschtals in Südtirol und reicht vom Reschenpass bis kurz vor Meran. Er ist umgeben von hohen Bergkämmen, welche ihn vor Niederschlägen schützen. Die Region ist dadurch eines der trockensten Täler in den Alpen und wirbt mit 300 Sonnentagen im Jahr.
Der Reschensee
Kommt man von Österreich über den Reschenpass nach Südtirol, erblickt man sogleich das Wahrzeichen des Vinschgau im Reschensee – den Kirchturm von Alt-Graun. Der Stausee wurde Mitte des vorigen Jahrhunderts fertiggestellt und geflutet. Aus Gründen des Denkmalschutzes durfte der Kirchturm aus dem 14. Jahrhundert damals allerdings nicht gesprengt werden. Und so ragt dieser auch heute noch stolz und prägnant aus dem See heraus.
Den Blick nach Süden gerichtet, hat man von hier aus auch schon einen schönen Blick auf den stark vergletscherten Ortler. Mit 3905 Metern ist er der höchste Gipfel in Südtirol.
Glurns – Die kleinste Stadt der südlichen Alpen
Glurns hat gerade einmal knapp 900 Einwohner und ist damit eine der kleinsten Städte weltweit. Schon im Mittelalter befand sich hier ein Verkehrsknotenpunkt an der Via Claudia Augusta. Glurns hat sein ursprüngliches Flair bewahrt. Die Stadt besitzt einen mittelalterlichen Ortskern und eine vollständig erhaltene Wehranlage mit drei Türmen. Leider war der Himmel bei unserem Besuch mit Regenwolken verhangen. Aber das Wetter kann man sich nun einmal nicht aussuchen.
Ein paar Kilometer südlich von Glurns zweigt bei der Ortschaft Prad das Stilfser Joch ab. Der zweithöchste Gebirgspass der Alpen schlängelt sich auf südtiroler Seite in 48 Kehren bis auf 2757 m.ü.NN. Aus zeitlichen Gründen konnten wir das Stilfser Jochs jedoch nicht besichtigen. Das müssen wir auf unseren nächsten Besuch verschieben.
Schlanders und Latsch – Eldorado für Mountainbiker
Der mittlere Vinschgau um die Ortschaften Latsch und Schlanders ist sicher einer der wichtigsten Hot Spots für Mountainbiker in Europa. Trails in allen Schwierigkeitsgraden und eine professionelle Infrastruktur ziehen etliche Biker aus nah und fern an. Darüber hinaus zieht sich ein sehr gut ausgebauter Radweg entlang der Etsch durch den gesamten Vinschgau.
Wir sind während unseres Aufenthaltes zweimal Mountainbike gefahren. Eine Tour führte uns zu den Burgruinen von Morter in der Einmündung des Martelltals. Außer richtig spaßbringenden Trails konnten wir an den Überresten der mittelalterlichen Bauwerke einen schönen Blick ins Tal genießen. Im Anschluss führte uns unsere Route noch ein Stück durch die unzähligen Apfelplantagen, die den Flusslauf der Etsch im Vinschgau begleiten.
Im Rahmen der zweiten Tour wagten wir uns an den Propain-Trail bei Schlanders. Auf einer Länge von 5,5 km überwindet der Trail etwa 750 Höhenmeter. Für uns war der Schwierigkeitsgrad jedoch ein wenig zu hoch. Die Kombination aus Gefälle (stellenweise >40%), Spitzkehren und Verblockungen überforderte sowohl unsere fahrerischen Skills, als auch die technische Ausstattung meines Hardtails. Auf den Passagen, die wir gut fahren konnten, hatten wir trotzdem unseren Spaß.
Goldrain und Umgebung
In dem kleinen Örtchen Vetzan bei Goldrain bezogen wir im “Sporthotel Vetzan” unser Feriendomizil. Durch das angebotene Sport- und Freizeitangebot, sowie durch die Lage im mittleren Vinschgau, erwies sich diese Location als ideal. Der Bahnhof von Goldrain liegt nur wenige Minuten vom Hotel entfernt, so dass wir neben Auto und Fahrrad auch sehr gut die Vinschgaubahn benutzen konnten. Auch kulinarisch wurden wir von der Familie Tschenett und deren Team sehr verwöhnt. Die Küche des Hotels ist in Sachen Vielseitigkeit und Qualität kaum zu toppen.
Fast fußläufig von unserem Hotel befindet sich ein im Jahr 2019 komplett erneuerter Klettersteig. Der “Poppele-Knot” ist vom Schwierigkeitsgrad nicht allzu schwer, und so entschlossen wir uns dazu diesen als Aufstieg in eine kleine Wanderung einzubauen. Der Steig hat einige schöne und aussichtsreiche Passagen, sowie einen Schlussanstieg durch eine Verschneidung, weshalb ich den Klettersteig auf jeden Fall weiterempfehlen kann.
Das Martelltal
Das Martelltal, das von Goldrain aus nach Süden abzweigt, war im Jahr 2014 Schauplatz einer Zielankunft beim Giro d’Italia. Die 22 km lange Talstraße bildete damals den Schlussanstieg der Königsetappe. Mit meinem Gravelbike habe ich mich einen Teil der Strecke hinaufgequält. Es ist schon unglaublich was Profifahrer leisten müssen, wenn sie derartige Rampen mit bis zu 18% Steigung scheinbar mühelos “hochfliegen”.
Am Ende des Martelltals, wo einige 3000er stolz in die Höhe schießen, befindet sich ein hervorragendes Wandergebiet. Wir nutzten hier ein Angebot unserer Gastgeber und schlossen uns einer von unserem Hotelwirt geführten Bergwanderung an. Mit den äußeren Bedingungen hatten wir mehr als Glück.
Über Nacht hatte es in den Höhenlagen etwas geschneit. Neuschnee, strahlend blauer Himmel und der herbstlich verfärbte Wald bildeten einzigartige Farbkontraste und die Luft schien besonders klar zu sein. Wir bekamen auf der etwa acht Kilometer langen Runde fantastische Bergpanoramen und schwindelerregende Tiefblicke in die Schlucht der Plima zu sehen.
Naturns – Schauplatz der Flieger
In der Gemeinde Naturns fährt die Seilbahn Unterstell Fahrgäste bis auf ca. 1300 Meter den Berg hinauf. In unmittelbarer Nähe der Bergstation befindet sich eine Wiese, die von Paraglidern als Startplatz verwendet wird. Zwei Mutige unserer Familie fanden sich zu einem Tandemsprung. Bei diesem luftigen Abenteuer entstanden tolle Aufnahmen, die die Eindrücke der Flieger aber leider nicht vollends wiedergeben können.
Meran
Am unteren Ende des Vinschgau liegt die Kurstadt Meran, die wir zweimal besucht haben. Beim ersten Besuch sind wir zum Stadtbummel mit der Vinschgaubahn angereist. Beim zweiten Mal sind wir die 33 km von Vetzan aus mit den Rädern gefahren. Den bereits erwähnten Radweg entlang der Etsch zu fahren, macht riesigen Spaß.
Es gibt nur ganz wenige Abschnitte, die man sich mit dem Kraftfahrzeugverkehr teilen muss. Ansonsten ist die breite Fahrstraße den Radfahrern und Fußgängern vorbehalten. Unterwegs gibt es zwischen den unendlichen Apfelplantagen zahlreiche kleine und größere Raststationen, die teilweise bewirtschaftet sind. Und immer wieder kreuzt man die Etsch, die mal gemächlich fließend, oft aber wild sprudelnd neben den Gipfeln der Berge ein Blickfang im Vinschgau ist.
Meran selbst fand ich als Stadt sehr gemütlich, gar nicht hektisch, aber auch nicht besonders. Auf Sightseeing haben wir verzichtet und waren ausschließlich aufs Bummeln und Shoppen ausgerichtet. Bei dem schönen sonnigen Wetter, das wir hatten, waren wir damit auch völlig zufrieden.
Keine Chance für Langeweile
Eine Woche haben wir im Vinschgau verbracht, und die Zeit verging leider viel zu schnell. Bis auf einen chilligen Tag in Meran, waren wir immer aktiv. Es gibt in der Bergwelt an der Etsch so viele Angebote und Möglichkeiten an frischer Luft, dass Langeweile keine Chance hat. Man kann wunderbar Fahrradfahren, klettern, wandern und noch vieles mehr. Geschafft haben wir längst nicht alles. Wir werden ganz bestimmt nochmal wiederkommen!
Ich LIEBE den Vinschgau! Wir fahren nächstes Jahr zum 10. Mal dorthin und haben glaube ich bis jetzt nur die Hälfte von dem entdeckt, was es dort so zu sehen gibt. Besonders ein Urlaub in Naturns vor ein paar Jahren hat uns besonders gut gefallen, weshalb wir jetzt immer dort absteigen. Aber das ganze Tal ist wirklich wunderschön, daran lässt sich nichts rütteln.
LG Hannes
PS: Wenn dich der Propain-Trail fertigmacht, versuch mal den Sunny Benny. Ja, die Kurven und manche Stellen sind furchtbar (im positiven Sinne), aber auch wenn du sie nicht schaffst, die langen Freeride-Passagen dazwischen sind absolut erste Sahne und schon allein einen Abstecher wert.
Hey Hannes,
da bin ich voll bei dir. Ich hoffe aus meinem Bericht kam heraus, dass es uns auch super gut gefallen hat im Vinschgau. Wir werden dort bestimmt auch nochmal hinfahren.
Danke für den Sunny Benny Tipp, gelesen hatte von dem Trail schon. Nächstes mal werden wir daran dann mal versuchen.