Lofoten – Traumarchipel in der Arktis

2016 waren wir das erste Mal in Norwegen und beschäftigten uns damals recht intensiv mit dem Land. Schon zu der Zeit fassten wir den Entschluss, dass wir irgendwann einmal die Lofoten bereisen müssen. Seitdem war die Inselgruppe im Norden Norwegens eines unserer Traumziele. Ende September 2025 haben wir diesen Traum nun wahr werden lassen und waren 9 Tage in der norwegischen Arktis unterwegs.

Die Lofoten bestehen aus etwa 80 Inseln und liegen ca. 200 Kilometer nördlich des Polarkreises im Europäischen Nordmeer. Aufgrund unserer begrenzten Urlaubszeit waren wir für die Anreise auf das Flugzeug angewiesen. Wir flogen von Hamburg über Kopenhagen nach Tromsø. Von dort aus sollte es mit einem geliehenen Wohnmobil ins Zielgebiet gehen. Tromsø empfing uns mit einem Wetter wie man es im Herbst auf dem 69. Breitengrad erwartet: grauer Himmel, Regen und Wind. Wir wollten es so, und mussten uns damit anfreunden bzw. es zumindest akzeptieren. Nachdem wir unseren Camper in Empfang genommen und im Supermarkt unsere Verpflegung eingekauft hatten, ging es auf die Straße.

Etappe 1: von Tromsø bis zu den Lofoten  

In Norwegen ist man geneigt Entfernungen und Fahrzeiten schon mal zu unterschätzen. Geschwindigkeitsbeschränkungen, teilweise enge Straßen und das Umfahren von Fjorden nehmen viel Zeit in Anspruch. Auf der Landkarte scheint die Entfernung von Tromsø bis zur östlichsten Insel der Lofoten ein Katzensprung zu sein. In der Realität ist das allerdings eine sechsstündige Fahrt. Ein Drittel der Strecke fuhren wir noch am Anreisetag und suchten uns spät abends ein Nachtquartier. Dieses fanden wir an einem äußerst schönen Plätzchen am Flussufer der Salangselva.

Am nächsten Morgen weckte uns der Regen, der auf das Dach unseres Campers prasselte – willkommen in Norwegen. Zum Frühstück gab es heißen Kaffee und ein Omelett, zubereitet auf den Gaskochstellen im Camper. Danach fuhren wir weiter südwestwärts und kamen nach einer weiteren längeren Kaffeepause am frühen Nachmittag an den Raftsund, dessen Brücke das Tor zu den Lofoten darstellt.

Endlich hatten wir unser Traumziel erreicht. Das Wetter war noch immer bescheiden. Immerhin regnete es nur noch leicht, so dass wir uns mit entsprechender Kleidung problemlos auch draußen aufhalten konnten. Mit Blick auf die Wettervorhersage für die nächsten Tage passten wir unsere Reiseplanung ein wenig an. Ursprünglich wollten wir uns nach und nach langsam an die südwestliche Lofotenspitze vorarbeiten. Diesen Plan änderten wir wie folgt. Wir blieben am heutigen Donnerstag auf der für uns ersten und größten Insel Ausvågøya. Am morgigen Freitag, an dem es noch immer viel regnen sollte, beabsichtigten wir mehr oder weniger direkt bis zur letzten Insel Moskenesøya durchzufahren. Der Hintergrund dieser Planänderung war, dass für den Samstag den ganzen Tag Sonnenschein vorhergesagt war und wir hatten auf Moskenesøya zwei sehr aussichtsreiche Wanderungen geplant.

Den Rest des Tages nutzten wir für eine Fahrt über den Midnattsolveien (Mitternachtssonnenweg), der sich an der Nordküste von Ausvågøya entlangzieht. Am Midnattsolveien findet man einige schöne kleine Sandstrände. Die schönste Stelle ist aber die Überquerung des Grunnførfjords, wo die Straße als Damm verläuft. Hier trifft frisches Wasser aus dem Meer auf Sandbänke im Fjord, was zu tollen Farbspielen aus Blau- und Sandtönen führt. Da es mittlerweile aufgehört hatte zu regnen, wagte ich trotz frischem Wind einen Flug mit der Drohne.

Für die Übernachtung steuerten wir einen Campingplatz auf der Halbinsel Sildpollnes an, die in den Austnesfjord hineinragt und von der aus man einen genialen Blick auf die höchsten Berge der Lofoten hat.

Etappe 2: vom Austnesfjord bis Flakstad

Das Geräusch, das uns am nächsten Morgen weckte kannten wir bereits. Wie am Vortag fielen wieder dicke Regentropfen auf unseren Camper. Bis zum frühen Nachmittag war weiterhin Regenwetter vorausgesagt. Wir ließen uns viel Zeit, es gab erstmal frischen Kaffee und dann ein gemütliches Frühstück im Wohnmobil. Am späten Vormittag brachen wir auf und fuhren ein kurzes Stück die E10 bis nach Svolvær, der “Hauptstadt” der Lofoten. Um den Begriff Hauptstadt einzuordnen, Svolvær hat gerade einmal gut 4000 Einwohner. Wir nutzten das schlechte Wetter für den Besuch mehrerer Geschäfte und für einen Kaffee mit Zimtschnecke in einer Bäckerei. Zum Nachmittag wurde das Wetter dann tatsächlich besser. Der Himmel war noch voller grauer Wolken, aber es regnete nicht mehr. Wir zogen weiter auf der E10 und ließen Henningsvær, einen der spannendsten Orte der Inselgruppe, vorerst liegen.

Bald verließen wir die Insel Ausvågøya, die nächste Insel Gimsøya passierten wir non stopp und kamen kurz darauf auf die dritte Insel – Vestvagøy. Auch auf Vestvagøy machten wir zunächst viel Strecke auf der E10. Für den späten Nachmittag, der noch immer regenfrei war, hatten wir noch einen Stopp auf dem Plan. Kurz vor dem kleinen Städtchen Leknes verließen wir die E10 und fuhren zum malerischen Strand von Uttakleiv. Dieser ist bekannt für seine Kombination aus Felsen, weißem Sand und grünen Wiesen. Außerdem gibt es dort eine natürliche Felsformation, die wie ein gr0ßes Auge aussieht und “Devil’s Eye” oder “Dragon’s Eye” genannt wird. Letztere Bezeichnung gefällt mir besser, da sie mich an den erwachenden Smaug erinnert.

Bei der Anfahrt auf Uttakleiv fiel uns noch der äußerst schöne Haukland Beach auf, der nur einen Katzensprung entfernt ist. Der große Strand mit weißem Sand und toller Felskulisse lockte uns an, so dass wir auch dort noch eine Weile verbrachten. Am frühen Abend waren wir wieder auf der E10. Ein Stück Strecke hatten wir noch zu fahren. Wir wollten mindestens noch Flakstadøya, die vorletzte Lofoteninsel erreichen. Um aus östlicher Richtung nach Flakstadøya zu kommen, muss man durch den Nappstraumtunnel fahren. Da dieser aktuell halbseitig gesperrt ist und nur wechselseitig im Kolonnenverkehr durchfahren werden kann, mussten wir eine gute halbe Stunde vor der Einfahrt warten. Wir nutzten die Zeit für ein schnelles Abendbrot im Camper. Als unsere Kolonne dran war, verschluckte uns der Tunnel und spuckte uns auf Flakstadøya wieder aus. Unweit der namensgebenden Ortschaft Flakstad fanden wir einen öffentlichen Parkplatz in Strandnähe und parkten das Wohnmobil dort zur Übernachtung. Die Wolkendecke lichtete sich langsam und gegen 22 Uhr hatten wir dann das Glück Polarlichter am Abendhimmel beobachten zu können.

Etappe 3: von Flakstad bis Reine

Der Wetterbericht hielt was er versprach. Wir standen früh auf und der Tag begrüßte uns mit einem wolkenlosen Himmel. Unser Plan schien aufzugehen. Für die heute angedachte Wanderung auf den Ryten war das Wetter nahezu perfekt. Vorher mussten jedoch noch einige Fotos am schönen Strand von Flakstad gemacht werden.

Der Ryten ist ein 543 Meter hoher Berg auf der Insel Moskenesøy (die letzte bzw. südwestlichste Insel der Lofoten). Der Höhepunkt dieser Wanderung ist der Blick auf den einsamen Sandstrand Kvalvika, der nur zu Fuß oder per Boot erreichbar ist. Wir starteten auf dem offiziellen Wanderparkplatz in der Nähe des Örtchens Fredvang und erschraken erstmal. Neben Parkbuchten auf Schotter gab es noch eine riesengroße Wiese, die offensichtlich in der Hauptsaison als Erweiterung des Parkplatzes genutzt wird. Im Sommer muss hier die Hölle los sein. Wir waren sehr froh, dass jetzt Ende September sehr viel weniger Fahrzeuge hier standen.

Schon zu Beginn der Wanderung offenbarten sich tolle Blicke in die Landschaft. Doch die Aussicht auf dem Gipfel des Ryten war unbeschreiblich. Nicht nur der Anblick des wunderschönen Kvalvika Beach, auch die umliegende Bergwelt und der Fjord boten ein traumhaftes Panorama. Wir blieben noch eine ganze Zeit lang auf dem weitläufigen Gipfelplateau, schauten immer wieder in alle Richtungen, picknickten an einem windgeschützten Felsen und stiegen dann wieder ab. Am frühen Nachmittag waren wir wieder am Auto.

Wir fuhren zurück auf die E10, folgten dieser weiter Richtung Südwesten und erreichten bald den Ort Hamnøy. Hamnøy liegt auf einer kleinen Insel und ist in erster Linie für eines der beliebtesten Postkartenmotive der Lofoten bekannt. Kleine, auf Stelzen gebaute, rote Fischerhäuser – Rorbuer genannt – stehen vor dem Berg Festhaeltinden direkt am Fjord. Es wundert nicht, dass nahezu jeder Tourist hier anhält und sein Foto schießt. Die Kulisse ist tatsächlich wie gemalt.

Wir zogen weiter und kamen durch Sakrisøy. Die Rorbuer sind hier statt rot eher ockergelb, aber keineswegs weniger schön. Die Bogenbrücken, welche die kleinen Inselchen miteinander verbinden sind schmal und nur einspurig befahrbar. Der Verkehr wird durch Ampeln geregelt. Rotphasen störten uns nicht, da wir dann Zeit hatten diese einmalige Landschaft zu betrachten.  Nur wenige hundert Meter weiter lag der Ort Reine vor uns. Wir suchten uns dort einen Parkplatz und schlenderten ins überschaubare Zentrum. Wir steuerten eine Kaffeebar an, denn es war Zeit für einen Latte und eine leckere Zimtschnecke.

Nach einer Weile verließen wir Reine und fuhren die letzten Kilometer auf der E10 bis an deren Ende. Am frühen Abend stellten wir unseren Camper im letzten Dorf der Lofoten ab. Der Ortsname besteht aus nur einem Buchstaben, passenderweise dem letzten des Norwegischen Alphabets – Å.

Auch in Å i Lofoten, wie das Dorf vollständig heißt, spazierten wir ins Zentrum, das noch übersichtlicher war als das von Reine. Nachdem wir uns das hübsche Dörfchen angeschaut hatten, war es langsam Zeit uns einen Stellplatz für die Nacht zu suchen. Dafür fuhren wir zurück nach Sakrisøy und wählten einen Platz auf einer neu errichteten Stellfläche direkt am offenen Meer.

Da das Wetter auch am Abend weiterhin schön war, hatten wir erneut Glück. Wieder zeigten sich Polarlichter. Diesmal mischte sich auch rot und violett in den grünen Schein und die Intensität legte gegenüber dem Vorabend noch zu.

Etappe 4: von Reine bis Ramberg

Wegen der aufregenden Polarlichter-Show fanden wir erst spät in den Schlaf. Trotzdem waren wir am nächsten Morgen schon wieder früh wach. Die offene See lag Richtung Osten und kurz vorm Sonnenaufgang glühte der wolkenlose Himmel förmlich. Etliche Fotos später saßen wir am Tisch des Campers und frühstückten. Wir wollten das schöne Wetter ausnutzen und auch am heutigen Sonntag wieder eine Wanderung unternehmen, obwohl einige Muskeln noch von der gestrigen Tour zwickten.

Tour auf den Reinebringen

Um an den Startpunkt zu gelangen mussten wir zurück nach Reine fahren. Wir stellten das Wohnmobil auf einem Parkplatz an der E10 ab und nahmen die Tour in Angriff. Wir wollten auf den Reinebringen, einem 484 Meter hohen Berg, von dem man DIE Aussicht der Lofoten hat. Die Wanderung auf den Reinebringen galt früher als eine der gefährlichsten Unternehmungen in Norwegen. Die extrem steile Route wurde von zu vielen Touristen ausgetreten und es gab viele Unfälle. Ende der 201oer Jahre hat sich die zuständige Gemeinde dazu entschieden die Tour zu entschärfen und beauftragte einen nepalesischen Bautrupp eine Sherpatreppe aus Natursteinen zu errichten. Diese führt die Wanderer nun über rund 2000(!) Stufen auf den Aussichtsberg. Unsere Taktik immer 200 Stufen zu zählen und dann eine kurze Pause einzulegen erwies sich als unnötig. Nach den ersten 100 Stufen stellten wir fest, dass diese in 100er Abständen beschriftet sind. Die steile Treppen mit ihren ungleichmäßigen Stufen ließ unseren Puls ordentlich steigen. Bald wanderten wir Ende September in der Arktis nur noch im T-Shirt, und wir mussten die Abstände zwischen den Pausen verkürzen. Doch wie erhofft, lohnte sich die Anstrengung – und wie!

Oben angekommen offenbarte sich uns eine unbeschreiblich fantastische Aussicht. Schmucke Fischerhäuschen auf kleinen Inseln, die über Bogenbrücken miteinander verbunden sind. Umgeben sind die Inseln vom Blau des Europäischen Nordmeers und eingerahmt ist die Kulisse in äußerst formschöne, zackige und spitze Berge, die scheinen als würden sie direkt aus dem Wasser wachsen. Wir hatten ein Bild vor Augen, das aus einem Reisekatalog stammen könnte.

Wir konnten uns auf dem Reinebringen kaum satt sehen und verbrachten eine ganze Weile am Gipfel. Irgendwann packten wir unser schmal bemessenes Gepäck und stiegen die Treppe wieder hinunter. Wir waren froh, dass wir früh aufgebrochen sind. Jetzt gegen Mittag kamen uns etliche Wanderer entgegen. Gut dass wir diese Reise nicht in der Hochsaison gemacht haben.

Zurück am Camper gönnten wir uns eine längere Pause. Es gab eine Scheibe Brot mit norwegischen Käse. Danach starteten wir das Wohnmobil und fuhren auf der E10 wieder zurück. Nochmals vorbei an Sakrisøy und Hamnøy verließen wir die Insel Moskenesøy und kamen bald in den Ort Ramberg, wo wir uns einen Campingplatz für die Übernachtung ausguckten. Vorher zog es uns noch zum Lofoten Beach Camp in der Nähe von Flakstad. Dort bestellten wir uns in der Beach Bar einen Milchkaffee und eine Zimtschnecke. Das typisch norwegische Gebäckstück erwies sich im Nachhinein als das Beste der Lofoten.

In Ramberg unternahmen wir am Abend noch einen Spaziergang am äußerst schönen Sandstrand. Bis zu den Knöcheln traute ich mich ins Meer, hielt es aber nicht wirklich lange im eiskalten Wasser aus. Der Himmel bewölkte sich mehr und mehr, so dass wir nach Einbruch der Dunkelheit an diesem Abend keine Polarlichter sehen konnten.

Etappe 5: von Ramberg bis Eggum

Nach zwei Wanderungen an direkt aufeinander folgenden Tagen ließen wir es am heutigen Montag chilliger angehen. Wir verließen Ramberg am späten Vormittag und rollten erneut am Lofoten Beach Camp und Flakstad vorbei. Das kleine Dorf Nusfjord bereisten wir nur kurz. Der ganze Ort ist eine Art Freilichtmuseum und es wird Einritt verlangt. Eintritt um ein quasi öffentliches Dorf zu besuchen? Darauf hatten wir keine Lust und setzten unsere Tour fort.

Kurz vor dem Nappstraumtunnel suchten wir den Verkaufsladen von Lofoten Seaweed auf. Das junge Unternehmen erntet Algen aus dem Meer und verarbeitet sie in Lebensmittel. Hauptsächlich werden Gewürze daraus hergestellt, aber auch Pasta, Seife und mehr werden angeboten. Die sehr nette Verkäuferin erklärte uns viel über das Unternehmen und wir hatten ein langes Gespräch mit ihr über das Leben auf den Lofoten und die Pros und Cons des Tourismus.

Nach einem kurzen Abstecher an den Strand von Vik zog es uns nach Leknes. Dort bummelten wir eine Weile durch das Einkaufszentrum Lofotsenteret. In einem Café legten wir nachmittags eine Pause ein. Die Lage in dem Einkaufszentrum war nicht wirklich schön, aber die nun schon obligatorische Zimtschnecke war lecker.

Wieder zurück auf der E10 ging es weiter Richtung Norden. Bei Bøstad verließen wir die Europastraße und bogen nach Eggum ab. Eggum ist wegen seiner nördlichen Lage auf der Insel Vestvagøy prädestiniert, um im Sommer die Mitternachtssonne und im Herbst/Winter die Nordlichter zu beobachten. Wir bezogen einen Stellplatz am Meer ganz in der Nähe einer ehemaligen Radarstation aus dem 2. Weltkrieg. Mittlerweile war starker Wind aufgezogen, dessen Böen schon durchaus stürmisch waren. Der Camper wurde ordentlich durchgeschüttelt. Trotzdem unternahmen wir noch einen Spaziergang am tosenden Nordmeer.

Am Abend haben wir zunächst gekocht und gegessen. Danach wurden bei einem (oder auch zwei) lokalen Bier Fotos sortiert. Der Sturm hatte zwei gute Seiten. Er machte den Aufenthalt im Wohnmobil gemütlich und er riss Lücken in die Wolkendecke, so dass wir zu später Stunde wieder Glück hatten. Die Aurora Borealis war wieder da, wenn auch nur sehr dezent.

Etappe 6: von Eggum über Mortsund bis Kabelvåg

Am nächsten Morgen war vom Sturm nichts mehr zu spüren. So schossen wir nach dem Frühstück noch ein paar Fotos bevor wir uns wieder auf Achse machten.

Obwohl wir eigentlich schon wieder langsam auf dem Rückweg waren, fuhren wir nochmals zurück in südliche Richtung. Einmal quer über Vestvagøy bis nach Mortsund. Dort wollten wir mit der Tour auf den Middagstinden eine weitere Wanderung unternehmen. Im Gegensatz zum Ryten und dem Reinebringen findet der Middagstinden in den sozialen Medien kaum Beachtung. Ich habe die Tour auf einer kleinen, lokalen Wanderplattform gefunden. Wenn ich die gigantisch traumhaften Aussichten der vorangegangenen Wanderungen beiseite lasse und nur die Tour selbst (“Der Weg ist das Ziel”) bewerte, war die heutige auf den Middagstinden die schönste. Der Weg war teilweise anspruchsvoll, machte aber dementsprechend Spaß. Trittsicherheit und Konzentration waren erforderlich. Wir waren sowohl hin als auch zurück komplett allein, wir trafen unterwegs niemanden! Es zeigte sich einmal mehr, wenn man richtig sucht, findet man tolle Orte an denen man den Touristenströmen aus dem Weg gehen kann. Und klasse Aussichten auf die dramatische Landschaft der Lofoten hatten wir auch hier.

Nachmittags setzten wir unsere Tagesetappe fort. Wieder nahmen wir die E10, erst nach Norden erneut durch Leknes, später ostwärts. Die Insel Gimsøya hatten wir auf dem Hinweg nahezu liegen gelassen. Nun umrundeten wir sie komplett. Auf dem Weg kamen wir u.a. am “Butterfly-House” vorbei. Wir stoppten kurz an dem Lost Place, der von einem norwegischen Künstler mit einem Street Art versehen wurde. Eine kleine Herde Islandpferde, die direkt vor der Ruine grasten, machte das Bild perfekt. Am Ende der Runde um Gimsøya fuhren wir über die wunderschöne Bogenbrücke, die den Gimsøystraumen überspannt. Nun waren wir wieder zurück auf Ausvågøya – der “ersten” Lofoteninsel.

Der Abend rückte langsam näher und wir steuerten den Camper nun nach Henningsvær. Das traumhaft auf mehreren kleinen Inseln gelegene Künstlerdorf hatten wir auf der Etappe 2 noch wegen des schlechten Wetters ignoriert. Jetzt spielte die Witterung mit und wir freuten uns auf einen schönen Abend. Außer der Landschaft locken viele Kunstgalerien und Geschäfte die Besucher nach Henningsvær. Der größte Star ist jedoch der örtliche Fußballplatz. Nachdem National Geographic im Jahr 2017 eine Luftaufnahme von diesem zum Bild des Jahres gekürt hat, gilt er als einer der schönsten Sportplätze weltweit.

Am Ende unseres Streifzugs durch das Dorf lotste uns der Hunger in die Trevarefabrikken. Das ehemalige Fabrikgebäude wurde unter Beibehalt des industriellen Charmes umgebaut und ist heute Bar, Restaurant, Café, Hotel und Veranstaltungsort für Festivals und Konzerte. Wir fanden einen schönen Platz in dem hippen Ambiente und bestellten Pizza. Anschließend war es Zeit ein Nachtlager für das Wohnmobil zu suchen. Unsere Wahl fiel auf einen gut ausgestatteten Campingplatz nahe der Ortschaft Kabelvåg. Der Abendhimmel war sternenklar und wolkenlos, perfekte Bedingungen für Polarlichter. Ich baute das Stativ vor dem Camper auf und wir machten die sonstige Fotoausrüstung startklar. Doch trotz freier Sicht in den Himmel ließ sich die Aurora heute nicht blicken.

Etappe 7: von Kabelvåg über Brenna bis Fiskebøl

Nach dem Frühstück ging es zur Siedlung Brenna, die am Gimsøystraumen liegt. Wir unternahmen dort einen Spaziergang am Küstenwanderweg, ließen uns den Wind um die Nase wehen und blickten immer wieder auf das glitzernde Wasser und die Bergwelt.

Auf dem Rückweg hatten wir Glück und entdeckten nicht weit von der Küste einige Schweinswale, die wahrscheinlich auf der Jagd nach Heringen waren. Leider haben wir die Meeressäuger nicht klar erkennbar aufs Foto bekommen. Aber man kann ja nicht alles haben. Nach dem Küstenspaziergang schauten wir uns den Ort Kabelvåg an, der bis zum 20. Jahrhundert noch das Zentrum der Lofoten war. Heute wirkt der Ort eher verschlafen und ist sehr übersichtlich. Das ist allerdings keineswegs negativ gemeint. Nach einem kurzen Rundgang durch das Dorf kehrten wir in einem Café ein. Es war Zeit für einen Latte und eine Zimtschnecke.

Das Wetter am Nachmittag war nochmals richtig schön. Auf unserer Route, die uns zurück nach Svolvær und dann nach Laukvik führte, legten wir etliche Fotostopps ein. In Laukvik wollten wir eigentlich noch einen Kaffee trinken. Doch die Bar in dem schönen blauen Haus hatte leider außerplanmäßig geschlossen. Wir entschieden uns dann unsere Lofotenreise so zu beenden wie sie begonnen hatten – mit einer Fahrt auf dem Midnattsolveien. Gesagt, getan. In der Nähe von Fiskebøl fanden wir am Abend den wohl schönsten Stellplatz unserer Reise. Dieser befand sich direkt am Strand von Strønstadvika. Für uns war es der ideale Platz unseren letzten Tag auf den Lofoten ausklingen zu lassen.

Als wäre es zu unserem Abschied geplant gewesen, zeigten sich schon am frühen Abend nochmals die Polarlichter. Deren Intensität steigerte sich in den nächsten Stunden immer weiter. Es war war eine irre Show in grün, rot und violett. Der Nachthimmel brannte regelrecht.

Etappe 8: zurück nach Tromsø

Mit ganz vielen Eindrücken bei überdurchschnittlich viel Sonnenschein und gutem Wetter verließen wir die Lofoten am Donnerstag dem 2. Oktober. Gemütlich und ohne Zeitdruck steuerten wir das Wohnmobil zurück zum Verleiher nach Tromsø. Auch auf dieser Fahrt legten wir etliche kurze Stopps ein, um die norwegische Landschaft fotografisch festzuhalten.

Kurz vor Tromsø übernachteten wir ein letztes Mal auf einem Campingplatz direkt an einem Fjord, bevor es am nächsten Morgen mit dem Flieger zurück nach Deutschland ging. Die Lofoten haben unsere Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Das schöne Wetter, das wir bis auf die ersten eineinhalb Tage genießen durften, hat natürlich nicht unerheblich dazu beigetragen. Die Landschaft präsentierte sich wie aus dem Bilderbuch. Norwegen – Vi elsker dette landet!

 

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