Ich weiß nicht, ob wir Lucca besucht hätten, wenn die Stadt nicht so nah an unserem Feriendomizil gelegen hätte. Aber wir hätten auf jeden Fall etwas verpasst. Florenz und Pisa sind gewiss wesentlich bekannter, aber Lucca hat uns als Stadt sehr gut gefallen und mit ihrem speziellen mittelalterlichen Flair toppt sie in Sachen Charme sogar noch Florenz.
Lucca ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Nordwesten der Region Toskana. Der historische Stadtkern ist noch heute von einer nahezu intakt gebliebenen, ellipsenförmigen Befestigungsanlage umsäumt. Die bis zu 12 Meter hohen Wälle dienen heute auf einer Länge von vier Kilometern in erster Linie als Flaniermeile. Viele Bäume spenden Spaziergängern, Joggern und Radfahrern Schatten. Ein Großteil der Innenstadt ist für den Autoverkehr gesperrt, was für das Schlendern durch die engen Gassen sehr angenehm ist.
Perle mit mittelalterlichem Flair
Der mittelalterliche Eindruck ist in Lucca allgegenwärtig. Straßenpflaster, verwinkelte Gassen, hohe Türme, ein ehemaliges Amphitheater und nicht zuletzt die Stadtmauer lassen Lucca authentisch und unberührt wirken. Wenn man durch eines der Stadttore ins Zentrum gelangt, erscheinen die engen Straßen zunächst eher ruhig und verlassen. Geht man jedoch ein paar Gassen weiter, kommt man in den Fußgängerbereich und die Straßen werden geschäftiger und lebendig.
Auch Lucca wird von vielen Touristen besucht, doch obwohl wir in der Hochsaison dort waren, kam uns die Stadt nie überlaufen vor. Sehr schön anzusehen sind der Piazza San Michele (alter römischer Marktplatz) mit der gleichnamigen Kirche, der Piazza San Frediano vor der gleichnamigen Basilika und natürlich der oval angelegte Piazza d’Anfiteatro. Rund um das ehemalige Amphitheater findet man viele Cafés und Restaurants, die zu einer Pause auf dem schönen lichten Platz einladen.
Tipp und Richtigstellung
Wer Lucca besucht, sollte unbedingt auf einen der Türme steigen. Der Ausblick von oben auf die Stadt und die Umgebung lohnt den Eintrittspreis allemal. Ich bin 207 Stufen auf den Torre delle Ore gestiegen und habe dafür 5 Euro Eintritt gezahlt.
Wir haben in mehreren Quellen gelesen, dass jeden Mittwoch und Samstag ein traditioneller italienischer Markt in Lucca stattfinden soll. Wir waren an beiden Wochentagen in der Stadt. Von einem traditionellen Markt war aber keine Spur. Die historische Markthalle war verschlossen und auf dem Piazza d’Anfiteatro, dessen Foto in einem bekannten Reiseführer als Markt betitelt wird, waren ebenfalls keine Stände aufgebaut. Die vielen Sonnenschirme auf besagtem Foto gehören zu den vielen Restaurants und Cafés, die sich auf dem Platz des ehemaligen Amphitheaters befinden. Der einzige Markt, den wir gefunden haben, war ein Touristennepp- und Ramschmarkt vor den Toren der Stadt. Diesen kann man sich allerdings sparen – kennst du einen, kennst du alle.
In der Umgebung
Wenn man von Lucca aus etwa 20 Kilometer nach Norden in Richtung Bagni di Lucca fährt, trifft man an der SS12 auf eine weitere tolle Sehenswürdigkeit. Auf einer Länge von 95 Metern wird der Serchio hier von der Ponte della Maddalena (auch: Ponte del Diavolo; deu: Teufelsbrücke) überspannt. Die Steinbogenbrücke aus dem 14. Jahrhundert ist ein eindrucksvolles Beispiel für Ingenieurskunst des späten Mittelalters. Besonders bemerkenswert finde ich die Asymmetrie der Brücke, die in Einheit mit dem Fluss sicher eines der schönsten Fotomotive in der Region darstellt.