Bei den meisten mit T5 gelisteten Dosen in Deutschland handelt es sich wahrscheinlich um Baumklettercaches. Wer sich damit befasst und aktiv auseinandersetzt, wird zwangsläufig irgendwann vor der Aufgabe stehen, dass ein Behälter nicht nah am Stamm, sondern einige Meter außerhalb im Kronenbreich des Baumes angebracht ist. Für solch eine Kletteraufgabe ist der Schwierigkeitsgrad etwas höher und es ist ein wenig mehr erforderlich als das obligatorische hoch-loggen-runter.
In diesem Beitrag möchte ich einmal eine Möglichkeit beschreiben, wie man eine derartig angebrachte Dose ohne größeren Materialeinsatz erreichen kann. In der Regel benötigt man dazu nicht mehr als die “Standardausrüstung”, ggf. ist ein zweites Seil hilfreich bzw. erforderlich.
Bild 1 zeigt eine Übersicht der Kletteraufgabe. Versteckt ist ein Petling in einer Buche, ca. 13-15 Meter hoch und ca. 4-5 Meter außerhalb des Stammes. Zunächst sucht man sich einen stammnahen Ankerpunkt, der nach Möglichkeit einige Meter oberhalb der Dose sein sollte und baut dort das Aufstiegsseil ein. Ist das erledigt geht es am Aufstiegsseil nach oben, in diesem beispielhaften Fall bis auf einen Ast, der sich etwa zwei Meter unterhalb der zu erreichenden Dose befindet und einigermaßen in deren Richtung verläuft. Dieser Ast bietet sich zum traversieren an, so dass “nur noch” eine zweite Sicherung aufgebaut werden muss.
Die zweite Sicherung, ich nenne diese Nebensicherung, baue ich so in die Krone des Baumes, dass zusammen mit dem Kletterer und dem Aufstiegsseil (Hauptsicherung) ein “V” entsteht, wobei der Kletterer bzw. der Anschlag am Gurt den Fußpunkt des “V” darstellt. Bild 2 und 3 zeigen die Ankerpunkte der Haupt- und der Nebensicherung.
Für die Nebensicherung verwende ich hier ein zweites Kletterseil, das ich als umlaufendes System mit Blake-Knoten (Bild 4) eingebaut habe. Ein zweites Seil benötigt man jedoch nicht zwingend, man kann für solch ein System auch das auslaufende Ende des Aufstiegsseils verwenden. Wenn die Nebensicherung eingebaut und am Gurt angeschlagen ist, kann mit dem Traversieren begonnen werden. Ich suche mir dazu einen sicheren Tritt auf dem Ast, gebe durch das Sicherungsgerät ein Stück Seil frei und ziehe mich an der Nebensicherung nach außen, indem ich den Blake nach vorne schiebe (Bild 5) und dadurch wieder beide Seile straffe. Diesen Vorgang wiederhole ich so oft, bis ich die Dose erreichen kann. Damit man am Ziel beide Hände frei hat, fixiert man sich am Besten noch zusätzlich mit der Kurzsicherung.
Der Rückweg zum Stamm ist dann relativ einfach. Durch leichten Druck auf den Blake löst sich die Klemmkraft des Knotens (Bild 6). Wenn man das Lösen gefühlvoll dosiert und gleichzeitig an der Hauptsicherung das Seil am Sicherungsgerät einzieht, kommt man recht komfortabel wieder zurück.
Um sich mit dem Umgang eines zweiten, umlaufenden Systems vertraut zu machen, empfehle ich das Traversieren zunächst einmal in einer geringen Höhe zu testen. Den Aufbau und das Knüpfen der verwendeten Knoten könnt Ihr Euch bei Bedarf noch einmal im folgenden Video ansehen.
Na dann, viel Spaß beim Klettern! 🙂
Wenn Ihr andere Lösungsvorschläge für eine derartige oder ähnliche Kletteraufgabe habt, könnt Ihr sehr gerne die Kommentarfunktion für deren Beschreibung nutzen.