Nachtwanderung auf den Veleta

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich erstmals den Pico del Veleta bestiegen. Der Juni 2018 war in Spanien ungewöhnlich kalt, so dass damals noch sehr viel Schnee auf den oberen Hängen der Sierra Nevada lag. Die Besteigung des Veletas entpuppte sich daher als Tour mit einigen Hindernissen. In diesem Jahr sollte es erneut auf den 3396 Meter hohen Berg gehen. Wieder herrschten widrigen Umstände, doch die haben wir uns diesmal selbst auferlegt. Wir wollten den Pico nachts besteigen und zum Sonnenaufgang am Gipfel sein.

Zu Zweit verließen wir um kurz vor 4 Uhr das Hotel und fuhren über die Passstraße zum Ausgangspunkt der Tour. Den Parkplatz, der auf einer Höhe von 2500 Metern liegt, erreichten wir gegen 4:45 Uhr. Zu dieser Zeit war es dort mit 16 °C angenehm kühl. Ausgerüstet mit Stirnlampen machten wir uns auf den Weg zum Gipfel. Auf den Pico del Veleta führt eine befestigte Straße, die für private Kraftfahrzeuge gesperrt ist. Diese Route kam für uns allerdings nicht Frage, da uns diese unzähligen Asphaltserpentinen zu langweilig waren. Wir nahmen einen unscheinbaren Bergpfad, der nahezu geradewegs vom Parkplatz in Richtung Gipfel führt.

Der untere Teil der Wegstrecke ist vor allem eines: anstrengend! Mit der Schönheit der Alpen kann die Sierra Nevada oberhalb der Baumgrenze nicht mithalten. Man wähnt sich eher in einer kargen Mondlandschaft, als in einem Hochgebirge. Ab 2850 m wird das Gelände kurzzeitig etwas flacher, so dass man sich vor dem steilen Schlussanstieg etwas erholen kann.

Als wir etwa die Hälfte des Weges geschafft hatten, bellte plötzlich ein Hund. Wir richteten die Blicke in die Richtung des Geräusches und wurden von mindestens 50 Augenpaaren angestarrt, die im Schein unserer Lampen funkelten. Auf den kalten Schauer, der uns überkam, wurde schnell Erleichterung, als Glockengebimmel die Leuchtaugen als große Ziegenherde enttarnten. Was für ein Schreck!

Als wir etwa auf 3100 Metern waren, verloren wir unseren Pfad. Wir mussten uns nach Gefühl und dem GPS orientieren und dabei ein Feld mit gr0ßem Geröll und Felsplatten überqueren. Wir verloren dadurch etwas Zeit, da wir teilweise kletternd beide Hände zu Hilfe nehmen mussten. Dafür brachte die Passage etwas Abwechslung in die Route und machte richtig Spaß.

Inzwischen wurde es langsam hell und der steile Schlussanstieg lag vor uns. Mit der zweiten Luft verschärften wir nochmals das Tempo und hatten um 6:30 Uhr freien Blick auf die Gipfelsäule. Nach weiteren 10 Minuten war diese dann erreicht. Bevor gegen 6:55 Uhr die Sonne aufging, konnten wir noch kurz verschnaufen und eine Kleinigkeit essen.

Nachdem wir mit offenem Mund die Einzigartigkeit eines Sonnenaufgangs auf dem Dach der Sierra Nevada bestaunt hatten, ging es wieder zurück. Kurz unterhalb des Gipfels kreuzten wir die Straße und schreckten an deren Abhang eine Herde Steinböcke auf, die nur wenige Meter von uns entfernt waren. An diesem noch so jungen Tag war das ein weiteres Highlight.

Kurz nach 8 Uhr waren wir zurück am Auto. Jetzt ging es zurück ins Hotel, um dort erstmal ordentlich zu frühstücken. Für Geocacher gibt es übrigens eine zusätzliche Motivation sich den Anstrengungen auszusetzen. Auf dem direkten Weg liegen zwei Tradis. Einer im unteren Teil und ein weiterer kurz unterhalb des Gipfels.

Auch diese Bergtour findet man samt gpx-Track bei Outdooractive.com.

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