Wir sind auf der Anfahrt zum Ausgangsparkplatz. Je näher wir diesem kommen, desto stärker wächst die Vorfreude auf die Tour. Aber auch Puls und Adrenalinspiegel steigen langsam an. Im Kopf nochmal die Ausrüstung durchgehen. Ist alles komplett, nichts vergessen? In etwa wissen wir, was uns erwartet. Wir haben die Beschreibung im Vorfeld genau studiert. Doch was uns im Detail begegnen wird ist ungewiss.
Am Parkplatz angekommen steigen wir aus und öffnen den Kofferraum. Ein Berg von Ausrüstung bestehend aus Klettergurten, Sicherungsgeräten, Bandschlingen und Karabinern türmt sich darin. Alles wird individuell auf die Teilnehmer verteilt. Die Rucksäcke mit Proviant und Wind- und Regenschutz werden geschultert. Dann geht es los – zu Fuß, bis zum Einstiegspunkt in den Klettersteig.
Bevor es nun richtig losgeht, werden noch einige wichtige Punkte angesprochen bzw. geklärt. Zunächst wird ein Partnercheck durchgeführt, wobei der richtige Sitz der Gurte und des Klettersteigsets überprüft wird. Danach wird noch einmal der Umgang mit der Ausrüstung und das richtige Sichern im Steig thematisiert (immer ein Karabiner am Sicherungsseil, pro Sicherungsabschnitt immer nur ein Kletterer, usw.). Zum Schluss wird die Reihenfolge in der Seilschaft abgestimmt. Wer führt die Gruppe an? Wer geht am Ende? Danach kann das Klettern beginnen.
Klettersteige haben den Vorteil, dass der Umgang mit der Sicherungstechnik relativ einfach ist. Viele Steige sind zudem sehr gut abgesichert, so dass diese auch mit Kindern beklettert werden können. Man sollte sich und die Kleinen aber niemals überschätzen. Die Ausrüstung und die Sicherungselemente schützen nur vor einem Totalabsturz. Vor “kleineren” Stürzen und den unter Umständen damit verbundenen Verletzungen schützen sie nicht. Höhenangst sollte man auf keinen Fall haben, denn ausgesetzte Stellen und stark abfallenden Felswände gibt es in der Regel immer.
Im Folgenden findet ihr eine Auswahl an Klettersteigen, die auch für Kinder bzw. Familien geeignet sind.
Poppele-Knot, ehemals Tisser Klettersteig (Vinschgau, Italien)
Dieser schöne aber recht kurze Steig, kann auch von Ungeübten in weniger als 30 Minuten begangen werden. Es empfiehlt sich daher, diesen in eine Wanderung einzubinden. Tolle Aussichten ins Tal der Etsch auf die Obstplantagen des Vinschgau sind garantiert. Der Steig wurde bis 2019 unter dem Namen Tisser Klettersteig geführt. Nach einer kompletten Erneuerung heißt er seitdem Poppele-Knot.
Der Einstieg befindet sich bei: N 46° 37.298′ E 10° 50.738′
Stuibenfall Klettersteig (Ötztal, Österreich)
Dieser Klettersteig, der direkt am höchsten Wasserfall Tirols angelegt wurde, ist absolut empfehlenswert. Der Schlussteil führt direkt an der tosenden Flanke des Wasserfalls entlang. Abschließend wartet als Höhepunkt die Überschreitung des Stuibenfalls auf einem Drahtseil. Wer sich diese Mutprobe nicht zutraut, kann diesen Teil aber auch einfach umgehen. Der Rückweg ist ebenfalls sehr schön und beeindruckend. Über einen neu angelegten Panoramaweg mit Aussichtsplattformen und Hängebrücke gelangt man wieder ins Tal.
Der Einstieg befindet sich bei: N 47° 07.583′ E 10° 56.741′
Häntzschelstiege (Elbsandsteingebirge, Deutschland)
Die Häntzschelstiege ist ein Klassiker und sicher der bekannteste Klettersteig in der Sächsischen Schweiz. Trotz Wintereinbruch und Schneetreiben ließen wir uns damals an einem Ostermontag nicht von der Begehung abhalten. Mit der Kulisse der bizarren Sandsteinformationen ist dieser Steig wohl einmalig. Die Häntzschelstiege besteht aus einem unteren und einem oberen Teil, die beide auch unabhängig voneinander begangen werden können.
Der Einstieg des unteren Teils befindet sich bei: N 50° 55.128′ E 14° 14.105′
Falls ihr auch Empfehlungen von familientauglichen Klettersteigen habt, schreibt sie gerne in die Kommentare. Ich bin für jeden Tipp dankbar.